„Wir brauchen Geschichten, die unangenehm erscheinen. Sie tun weh, aber wenn sie gut erzählt werden, sind sie in der Lage, uns nachhaltig zu berühren“, sagt die Regisseurin Helen Simon. Mit ihrem neuen Film „Voices from the Fire“ folgt sie dieser Devise. In ihrer Dokumentation nimmt sie die Prostitution weltweit in den Blick.
Der Film lässt Frauen zu Wort kommen, die bereits als Jugendliche dort hineingeraten sind; aufgrund von Armut, psychischem Druck, durch Gewalt. Sandra aus Deutschland, Grizelda aus Südafrika und Stepanka aus Tschechien geben Einblick in ihre Lebensgeschichten, ins illegale Geschäft mit jungen Frauen, die auf dem Strich landen, mit Drogen und Schlägen gefügig gemacht. Sie berichten aus einer brutalisierten Welt, der sie mit einer Portion Glück und Hilfe von außen entkommen konnten. Sie sehen sich als Überlebende in einem Krieg gegen die Menschlichkeit. Sandra studiert heute Jura und hält Vorträge zum Thema, ebenso Grizelda, die in Initiativen gegen Zwangsprostitution aktiv ist. Grizelda lebt dagegen zurückgezogen auf einem Bauernhof und ist gerade mit Familiengründung beschäftigt.
Simons Anliegen ist es, den Protagonistinnen und ihren Geschichten gerecht zu werden. Armut, Kolonialisierung, Diskriminierung, und Gewalterfahrungen machten den Nährboden aus, auf dem sich diese ausbeuterische Kraft überhaupt erst entfalten könne, sagt sie. Menschenhandel sei heute eines der lukrativsten Geschäfte in der Illegalität. Internationale Institutionen schätzen die Zahl der Menschen, die in solchem und anderem Sklavengewerbe, gefangen gehalten werden, auf bis zu 40 Millionen. Jenseits aller sozialer und geschichtlicher Hintergründe werde hier der Mensch an sich infrage gestellt.
Mit ihrem bemerkens- und sehenswerten Film macht sie auf diese Missstände eindrücklich aufmerksam.
Diese Kritik erschien zuerst am 25.08.2022 auf: links-bewegt.de