Ob jung oder alt – in jedem Fall links und immer engagiert: Tausende Menschen entdecken Ende der 1970er Jahre ihre Sympathie für die sandinistische Revolution. Die Bewegung um ihren Anführer Daniel Ortega hat die Schnauze voll vom Regime des Anastasio Somoza, der sich mit Ach und Krach, viel Unterstützung der USA und Brutalität in Nicaragua an der Macht hält. Ortegas linke FSLN verspricht nicht weniger als die Revolution: Schluss mit Ausbeutung und Staatsterror, her mit Bodenreform, kooperativem Wirtschaften und solidarischem Leben.
Alsbald verwickeln die „Contras“, von der CIA unterstützte Schergen, die Revolutionäre in einen brutalen Waffengang, den die FSLN aber für sich entscheiden kann. Viele junge Deutsche gehen in das Land, leisten Aufbauhilfe, bohren Brunnen und bauen sogar Zahnarztpraxen. Sie wohnen bei den Bauern, damit sie einfache Verhältnisse kennenlernen. Sie verlieben sich, gründen Familien oder kehren zurück und bleiben ein Leben lang solidarisch.
Petra Hoffmann, selbst seit damals in der Nicaragua-Solidarität aktiv, hat einen beeindruckenden Dokumentarfilm über die sandinistische Revolution und ihre Freunde weltweit gedreht. In ihrem Film verwendet sie seltenes wie schockierendes Material. Sogar einen ehemaligen CIA-Chef bekommt sie vor die Kamera.
Leider nahm die Revolution später für Nicaragua keine gute Entwicklung. Ab den 1990er Jahren entstand aus dieser wundersamen Verwandlung eines mittelamerikanischen Landes, das für den ganzen Kontinent Modell stand, ein Staatsgebilde, das – ebenfalls unter dem Revolutionsführer Daniel Ortega – die Züge einer Diktatur angenommen hat. Vetternwirtschaft, sexuelle Übergriffe, Nötigung und Gewalt: Viele ehemalige Weggefährten Ortegas, vor allem Frauen, sahen sich gezwungen, das Land zu verlassen. Nun arbeiten sie, mittlerweile selbst in ihren 70ern, weiter vom benachbarten Costa Rica aus an ihren Idealen.
Wie man die komplexe politische Entwicklung des Landes über vier Jahrzehnte in einen 90-minütigen Film bringt, informativ, kurzweilig und schön, zeigt die Regisseurin vorbildlich. „Ein Traum von Revolution“ dürfte mit Sicherheit einer der besten Filme des noch jungen Jahres 2024 sein.
Diese Kritik erschien zuerst am 03.04.2024 auf: links-bewegt.de