Ibrahim liebt surfen. Aber da wo er wohnt, wollen die die Wellen nicht immer so, wie er will. Wenn der Wind gut steht, lässt er jedoch auch schon mal den Job sausen. Arbeit gibt es immer, aber gute Wellen nur manchmal. Vieles will nicht so, dort wo Ibrahim wohnt. Denn er ist einer der wenigen Wellenreiter im Gaza-Streifen. Ihnen ist der Film „Gaza Surf Club“ gewidmet.
Das Surfen ist für sie eine beliebte Abwechslung. Ibrahim träumt davon, selbst Bretter zu bauen, denn als Importware liegen sie durchaus schon mal zwei Jahre bei den israelischen Behörden herum. Er hat sich für ein Praktikum in den Board-Werkstätten auf Hawaii beworben. Mehr Stress machen die Tradition und die in Gaza regierende Hamas jungen Mädchen, die ebenfalls surfen wollen. So wie die 15-jährige Sabah, die von ihrem Vater schon als Kind aufs Brett gestellt wurde. „Ich lasse sie surfen“, sagt der Vater. „Aber spätestens wenn sie verheiratet ist, wird es ihr Mann ihr verbieten.‘ Sabah sagt: „Ich bin mal fast abgesoffen, weil sich mein Kopftuch im Wasser um den Hals gewickelt hat.“ Wenn sie 100 Meter draußen ist, schwimmt Sabah nur im Badeanzug: „Im Wasser bin ich glücklich.“
„Gaza Surf Club“ von Philip Gnadt und Mickey Yamine ist ein kleiner, harter Film, wie man auch unter widrigen Bedingungen besonderen Hobbys frönen kann. Und er zeigt: Gaza wäre ein guter Surfspot. Der Name ist schon mal weltbekannt, am besten wandelt man das ganze Areal in eine hippe Party-Location um. Motto: Raketen zu Surfbrettern.
Dieser Text ist zuerst erschienen in: Amnesty Journal 4/17