Das Jahr ist 2307. Die Welt ist vereist, befindet sich in einem Jahrhunderte andauernden Winter. So kaputt wie die Welt, in der er lebt, ist auch der Protagonist. Wir begegnen ihm zuerst in einem Nachtclub, durch den uns eine stylische Plansequenz führt, bei der die Kamera dem Tablett in den Händen einer Kellnerin folgt, auf dem ihm das einzige serviert wird, was dem bärtigen, langhaarigen, verwahrlosten Mann nach dem Tod seiner schwangeren Frau noch Linderung verschaffen kann: Q-Vapor heißt die ultimative Droge der Zukunft.
Aus seinem Rausch wird Bishop (Paul Sidhu) sehr unsanft geweckt. Sein einstiger Vorgesetzter beim Militär hat einen Auftrag für ihn. Er soll den Anführer eines Aufstands unter den Humanoiden (kurz „Noids“ genannt) ausfindig machen und eliminieren. Für den Soldaten eine sehr persönliche Aufgabe, denn ebendieser Anführer ASH-393 hat auch seine Frau und sein ungeborenes Kind auf dem Gewissen, wobei letzteres, so wird behauptet, noch am Leben sein soll. Für Bishop und seine schießwütige Einheit beginnt eine Reise durch die unwirtliche Landschaft der sogenannten Dead Zone, an deren Ende es einige Überraschungen für ihn und die Zuschauenden geben wird.
Wie man es von echter Exploitation gewohnt ist, nimmt sich auch „2307: Winter’s Dream“, wie „Humanoid – Der letzte Kampf der Menschheit“ im Original heißt, von anderen Filmen, was er braucht. Neben den mehr und mehr fühlenden künstlichen Menschen, wie wir sie aus Ridley Scotts „Blade Runner“ kennen, scheint Bishops Platoon eine B-Movie-Variante der Einheit um Ripley in James Camerons „Aliens“ zu sein. Die ewige Eiszeit der Zukunft erinnert an „Snowpiercer“. Das Motiv der Reise ins Herz der Finsternis, um einen Mann zu töten, geht bis auf Joseph Conrad zurück und wurde im Kino etwa von Francis Ford Coppola in „Apocalypse Now“ variiert. Leider gehört „Humanoid“ nicht zu den Filmen, denen ihre direct-to-video-Machart dazu verhilft, aus ihren prominenten Vorbildern dahingehend Kapital zu schlagen, dass es gelingen würde, deren Motive neue Facetten abzugewinnen, Dinge zu thematisieren, die das höher budgetierte Kino nicht behandeln kann oder will.
Dabei beginnt der Film durchaus fulminant. Mit der Vision einer Zukunft wie sie abgefuckter kaum sein könnte, in der alle Lebensfreude ausgelöscht scheint und alle „Pleasure Models“ (künstliche Sexsklavinnen) nicht mehr über die erlebten Traumata hinwegtrösten können. Spätestens aber mit dem Beginn der Reise wendet sich das Blatt. Die Atmosphäre bleibt auch weiterhin und buchstäblich eisig, der Film ermüdet aber nun mit seinen ausgewalzten bisweilen auch relativ blutigen Actionszenen zunehmend.
Am Ende dann werden alle Grenzen zwischen Gut und Böse neu verlegt. Die sich schließlich nur noch gegen die Noids richtenden Rassenreinheitsressentiments der ihm von Anfang an feindlich gesinnte strohblonde Soldatin Bishops, deren Bibel „Mein Kampf“ ist, werden ad absurdum geführt. Bishop, der seinen missionarischen Eifer schon im Namen trägt, darf eine aus Menschen und Humanoiden zusammengesetzte Bande in neue Schlachten führen. Ob die Tatsache, dass er an den eigentlichen Verursachern seines Leids hier keine Rache mehr nehmen kann, nun eine Unterwanderung von Genrekonventionen darstellt oder man sich das nur für eine Fortsetzung aufspart, wird sich zeigen. So oder so: Uns erwarten eisige Zeiten.