„Ohne Gerechtigkeit kein Frieden“ ist das Motto der neuen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Der Hintergrund: Mehrere US-Bürger sind letztes Jahr von der Polizei erschossen worden. Sie waren unbewaffnet und zum Teil sogar schon am Boden fixiert.
Wie kommt es zu solchen Vorfällen? Der Dokumentarfilm „Do Not Resist“ liefert einen Erklärungsansatz. Die US-Polizei ist in den letzten Jahren immens aufgerüstet worden. Der Grund hierfür ist in den militärischen Konflikten zu finden, an denen das Land beteiligt ist: Weil die Rüstungsindustrie Überkapazitäten produziert, werden die Waffen der Polizei „geschenkt“. Mit gepanzerten Fahrzeugen, Maschinenkanonen und sogar aufgepflanzten Bajonetten wird nun bis ins letzte Dorf patrouilliert, um Parksünder dingfest zu machen.
Damit einhergeht – Achtung, Terrorgefahr! – die ideologische Brutalisierung der Beamten. Lehrkräfte trimmen sie auf Kriegstruppe.
Regisseur Craig Atkinson begleitet Spezialeinheiten auf ihren Einsätzen, filmt Ausschreitungen und besucht Überwachungszentralen à la Robocop. Sein Film beschäftigt sich auch mit totaler Videoüberwachung und Technologien des „Predictive Policing“: den Möglichkeiten, per Algorithmus Prognosen auf die potenziell kriminelle Karriere eines jeden einzelnen zu stellen. „Und zwar schon vor der Geburt“, wie einer der befragten Experten sagt.
Prädikat: wertvoll. Allerdings wünscht man sich hinterher, man hätte nur einen Spielfilm gesehen.
Dieser Text ist zuerst erschienen in: Amnesty Journal 4/17