Generalstaatsanwalt Fritz Bauer „nun auch einem großen Fernsehpublikum zugänglich zu machen, ist nach unserer Überzeugung öffentlich-rechtlicher Kernauftrag“, lobt die Kulturchefin vom SWR sich selbst. Und in der Tat, dieser Fernsehfilm richtet sich perfekt an Rentner, die mit dem ersten Bier in der Hand kucken, was nach der Tagesschau kommt. Was kommt, ist ein Rentnerfilm. Jüngere Menschen werden nicht angesprochen. Die schalten aber sowieso nicht ARD ein. Sie laden längst woanders Serien runter.
Nun aber zurück zur Akte General. Es geht zum abermalen in die Adenauerzeit. Überall Nazis in ihren alten Positionen. Ihr Opfer ist der General, der was ändern will. Soweit der Inhalt dieses Fernsehfilms. Was wir sehen, sind Köpfe, die was Wichtiges zu sagen haben. Meinen sie. Das ist damals wie heute das staatsmännische Kucken. Insoweit gut gelungen. Aber langweilig. Statt wie in andern Bauer-Filmen („Der Jude ist schwul“), heißt es jetzt sittsamer, dass er ein warmer Bruder war. Geht doch! Und wer noch einen Zweifel hat, weil nix erwiesen sei, dem wird vorgeführt, wie über den Flur seiner Wohnung ein nackter Knabe rennt. Holla! Na, denn! „Über Paragraph 175 red ich nicht“, sagt Bauer dazu patzig. Und er wiederholt ständig den Satz „Ich mach mich strafbar“.
Auch weil er heimlich Kontakte zum Mossad aufnimmt, um den Eichmann aus Argentinien zu entführen. Auch Kontakte zu Agenten der Soffjetzone?? Da macht der junge Staatsanwalt, den er sich als Hoffnungsträger einer neuen Generation ausgeguckt hat, nicht mit. Heimlich trifft der sich mit dem Bundeskriminalamt, um seinen Mentor, den Bauer, auszuspionieren. Schlimm? Nein, im Kalten Krieg muss man Stellung beziehen. Aber ist der politisch korrekte Jungmensch etwa auch ein warmer Bruder? Er ist es nicht, weil er in vielen Szenen seine superschwangere Frau vorführt. Also ist die Rentnerwelt in Ordnung. Zwischen den vielen redenden Gesichtern gibt’s action, Oldtimer fahren auf Kopfsteinpflaster hin und her. Kuckma, so einen hab damals ja auch gehabt!! Hallo, mir wird heiß unterm Hintern. Eine Einstellung jagt die andere im Dreisekunden-Rhythmus. Nochn Bier. Prost ARD!
Dieser Text ist zuerst erschienen in: Konkret 02/2016