Zurück zur Natur: Sabine (Nikola Kastner), Mike (Adrian Topol), Eva (Johanna Klante) und Jürgen (Bernhard Bulling) machen in einer abgelegenen Schwarzwaldhütte Urlaub. Auto, Handys und andere technische Helferlein haben die beiden Pärchen zurückgelassen; einzig ein Generator liefert Strom. Als der technisch begabte Jürgen entgegen der Abmachung versucht, einen altersschwachen Fernseher instand zu setzen, entwickelt sich der Erholungsurlaub zum Horrortrip. Bald beginnen mysteriöse Mächte, die Freunde gegeneinander aufzuhetzen.
In der Stummfilmzeit hatte Deutschland eine lebendige Tradition des Horrorfilms. 'Das Cabinet des Dr. Caligari' (1920; Robert Wiene), 'Nosferatu, eine Symphonie des Grauens' (1922; Friedrich Wilhelm Murnau) und 'Orlacs Hände' (1924; Robert Wiene) sind die Klassiker des phantastischen Films, die den Ruf des deutschen Kinos als 'Dämonische Leinwand' begründeten. Das ist lange vorbei. Während in Frankreich derzeit der neue Horrorfilm mit Gewaltexzessen und ausgefeilten Handlungsbögen boomt, kann man deutsche Genrebeiträge an zwei Händen abzählen. Obendrein wandern im Genre erfolgreiche Regisseure wie Christian Alvart ('Antikörper'; 2005) und Robert Schwentke ('Tattoo'; 2002) bald nach Hollywood ab.
Nun hat sich Gert Steinheimer, Grimmepreisträger für seinen Fernsehmehrteiler 'Atlantis darf nicht untergehen' (1988), an einem B-Horrorfilm versucht. Die Grundidee ist bewährt und kostengünstig: Eine Gruppe junger Menschen begegnet in einer einsamen Waldhütte dem Bösen und dezimiert sich gegenseitig. Das war schon die Vorgabe von Debütfilmen wie Sam Raimis 'The Evil Dead' ('Tanz der Teufel'; 1981) und Eli Roths 'Cabin Fever' (2002). An diese überdrehten, wilden und stimmungsvollen Filme kommt Steinheimers Versuch allerdings nicht heran.
Dabei beginnt alles vielversprechend. Pascal Rémonds agile Kamera begleitet mit eleganten Fahrten die Ankunft am einsam gelegenen 'Wunderlehof', erkundet mit den Neuankömmlingen neugierig die einsame Hütte im dunklen deutschen Märchenwald. Die immer wieder eingestreuten Landschaftsimpressionen schaffen zusammen mit Andreas Adlers und Jo Matz’ Filmmusik die rechte Stimmung. Die Handlung erweist sich jedoch bald als ein mit Brachialmedienkritik versetztes Potpourri vertrauter Motive aus Filmen wie 'Poltergeist' (1982; Tobe Hooper & Steven Spielberg), 'The Blair Witch Project' (1999; Daniel Myrick & Eduardo Sánchez) und 'Ringu' ('Ring'; 1998; Hideo Nakata) bzw. 'The Ring' (2002; Gore Verbinski).
B-Filme leben vom formelhaften Spiel mit Erwartungen und Klischees. In 'Black Forest' werden diese Versatzstücke jedoch ohne Sinn und Verstand zusammengehackt. Ärgerlich sind neben kolossalen Logiklöchern die schlechten, von den Schauspielern oft steif deklamierten Dialoge. Am Ende der vorhersehbaren Handlung verweigert 'Black Forest' seinem Publikum obendrein eine halbwegs glaubwürdige Auflösung. So überzeugt dieser Heimat-Horrorfilm-Mix letztlich auf keiner Ebene: Horrorfans dürfte der jugendfreie Film zu blutarm sein, durchschnittliche Kinogänger werden sich an der dürftigen Umsetzung stören und als Trashfilm schlägt 'Black Forest' einfach nicht genug über die Stränge.
Dieser Text ist zuerst erschienen auf: www.br.de