Die Vereinigten Staaten als Land der Einwanderer: In dieser, vom Fernsehsender HBO in Auftrag gegebenen Dokumentation, portraitiert Louis Malle die Lebensumstände der Menschen, die den Verheißungen des American Dream gefolgt sind und sich in der Hoffnung auf ein materiell besser gestelltes Leben in den USA niederließen. Louis Malle, der selbst 1974 in das Land emigrierte, reist kreuz und quer durch die Staaten und führt unzählige Kurzinterviews mit Arbeitslosen, Lehrern, Ärzten, Computerprogrammierern und sogar einem Astronauten, dessen Griff nach den Sternen sich am Sinnbildlichsten erfüllt haben dürfte.
Aber auch die negativen Seiten werden nicht ausgespart: etwa die langen Reihen der mexikanischen Tagelöhner am Straßenrand, die unter haarsträubenden Bedingungen jeden Tag aufs Neue illegal den Grenzübertritt riskieren, Familien zurücklassen und dennoch kaum Arbeit finden. An einem anderen Beispiel werden die Rivalitäten zwischen ghettoisiert lebenden Schwarzen mit den neu hinzukommenden Vietnamesen dargestellt. Eine junge Dame klagt über die eskalierende Gewalt und unterstellt der Stadt, Schikane zu betreiben. Die Blocks befänden sich nahe dem Stadtzentrum und seien somit wertvoller Baugrund. Da die schwarze Community aber ihre Rechte kenne und sich nicht so leicht vertreiben lasse, versuche man immer mehr Vietnamesen ins Viertel zu drängen, die in ihrer hilflosen Autoritätsgläubigkeit weit weniger schwierige, das heißt: informierte Bewohner seien und somit schneller vertrieben wären, wenn das Viertel für die Baumaßnahmen zu räumen sei. Auch ein Interview mit dem karibischen Literaturnobelpreisträger Derek Walcott schlägt kritische Töne an. Dieser sieht im amerikanischen Freiheitsmodell eine lediglich suggerierte, und rein materielle Befreiung: die des Geldes. Freiheit des Menschen bedeute vor allem eine individuelle, wirtschaftliche Freiheit, die wiederum mit Unfreiheit erkauft werden müsse: der passgenauen Eingliederung in ein streng reglementiertes gesellschaftliche System, das Verhaltensnormen vorschreibe, Kleidung, Lebensziele usw. diktiere.
In überwiegendem Maße aber werden die positiven Aspekte des „Melting Pot“ dargestellt. Menschen, die euphorisch und voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft einen Neuanfang wagen, die sich, im Bewusstsein, dass jeder Amerikaner ein Immigrant sei, beweisen wollen, wozu sie fähig sind. Und einige von ihnen legen beeindruckende Karrieren hin. Leute, die Schulabschlüsse nachholen, sehr schnell studieren und anschließend großen Erfolg im Beruf haben, in Häusern mit mehr als zehn Zimmern leben. Das Mosaik, das Malle hier genauer beleuchtet, gibt einen guten Eindruck der verschiedenen Volksgruppen und komplexen, leidgeprüften Biographien, der dem Phänomen einen allgemeingültigen, universellen Charakter verleiht.
Einen narrativen Rahmen wie in „Gottes eigenes Land“ lässt sich in „… und das Streben nach Glück“ allerdings nicht finden, weshalb gegen Ende manches Interview willkürlich und parataktisch hinzuaddiert wirkt. Durch Malles unangestrengte Art des Fragenstellens dringt er zwar nicht in die Tiefe, jedoch vermittelt sich mit seinen dokumentarischen Arbeiten genau das, was das Land auszumachen scheint: Es stellt sich der Eindruck einer endlosen, flächigen Ausdehnung ein, einer großen Weite mit einer heterogenen Bevölkerung, von einer Erkundung also, die in die Breite geht und sich gerade deshalb sinnbildlich zu ihrem Gegenstand verhält. Lediglich das vollständige Fehlen von Bonusmaterial dämpft den positiven Eindruck dieser hervorragenden Veröffentlichung etwas.