Bernard Roses Film „Mr. Nice“ über den legendären Drogenschmuggler Howard Marks
Er sehe aus wie ein Drogenschmuggler, sagt Judy (Chloë Sevigny) bei ihrem ersten Date zu ihrem späteren Ehemann Howard Marks (Rhys Ifans). Tatsächlich ist der aus Wales stammende, in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsene Absolvent der Universität von Oxford nach ersten Drogenexperimenten mit Kommilitonen nicht nur clean, sondern auch gerade dabei, als angehender Lehrer ins bürgerliche Leben einzusteigen. Seine Aufsehen erregende Karriere als Drogendealer beginnt eher unfreiwillig, als er einem verhafteten Freund dabei behilflich ist, eine in Deutschland versteckte Haschisch-Lieferung nach England zu schmuggeln und zu verkaufen.
Bereits bei diesem ersten Deal zeigt sich der sympathische, einnehmende Typ als unbekümmerter Traumtänzer, der später unter dem Decknamen „Mr. Nice“ internationale Drogengeschäfte leitet und darüber hinaus komplizierte Kontakte zur IRA und dem englischen Geheimdienst MI6 pflegt. Zur Aufhellung dieser undurchsichtigen Verwicklungen trägt Bernard Roses Biopic über den ebenso legendären wie brillanten Lebenskünstler jedoch wenig bei. Auf der umfangreichen, unter dem Titel „Mr. Nice“ erschienenen Autobiographie von Howard Marks basierend, huldigt der Film vielmehr einem begnadeten Kiffer, trickreichen Lügner und unschuldigen Spieler, dem nicht nur „der Erfolg zu Kopf gestiegen“ ist, wie es einmal heißt, sondern dem die Droge buchstäblich das Bewusstsein erweitert.
Den „Nebelbomben“, die er vor Gericht mit Worten zündet, entsprechen gewissermaßen die permanenten Gras-Rauchschwaden, die seinen Kopf umwölken. Mit Humor und lustvollem Eskapismus huldigt Rose hier durchaus dem Drogenrausch und einem liberalen Haschischkonsum. Der Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe initiiert dieses Leben auf der Überholspur, von dessen Süße Marks immer wieder nicht lassen kann und das schließlich in einer fast schon tragischen Ernüchterung des freiheitsliebenden Familienvaters mündet. Daneben ironisiert Bernard Rose das dilettantische Schmugglerwesen der 1970er Jahre, als illegale Geschäfte noch via öffentlichem Fernsprecher und codierter Sprache abgewickelt wurden. Von den „43 Decknamen, 89 Telefonanschlüssen und 25 Firmen“, die im Werbeflyer angekündigt werden, kommt im Film jedenfalls nichts vor.