Der in seiner Adoleszenz versumpfende Einzelgänger und Bettenverkäufer Brian (Paul Dano) hat einen großen Plan, den er schon seit seiner Kindheit hegt: er möchte ein chinesisches Kind adoptieren. Nun ist es endlich so weit! Doch da lernt er die charmant-flippige Happy (Zooey Deschanel) kennen, die sich nicht nur mit Schwung in eines seiner Ausstellungsstücke wirft, sondern die sich auch mit ihrer ungehemmt frechen Art seines Herzens zu bemächtigen weiß. Und als sich sogar so etwas wie eine schüchterne Liebe abzuzeichnen beginnt, da scheint sich auch die Sehnsucht nach einem neuen, spannenden Lebensabschnitt zu erfüllen! Doch als er ihr die Sache mit dem Kind erzählt, ergreift sie die Flucht und meldet sich – vor den Kopf gestoßen – kurzerhand bei einer Elitekochschule im fernen Frankreich an …
So manche arthousige Independentkomödie macht sich ihre Sache etwas zu einfach, wenn sie sich allzu unverfroren aus dem Baukasten des Genrekonsenses bedient: so auch „Gigantisch“, in dem alles so ganz und gar nicht gigantisch sein will. Einmal mehr bekommt man die Story vom Nerd, bzw. vom Loner oder vom zumindest komischen Typen geboten, der von einer Schönheit (die auch eine ziemlich komische Type ist) gleich einem fish-out-of-water an der Angel der Zuneigung aus dem sozialen Abseits in die eine menschliche Existenzform bugsiert wird, die es lohnt (als love story selbstredend) verfilmt zu werden: die Zweierbeziehung. Hinter der natürlich im Dunst der Irrungen und Wirrungen die gesellschaftlich einzig selig machende, vertraglich vollabgesicherte Existenzform hervorlugt: die Ehe. Um dorthin zu gelangen, gilt es natürlich etliche, in diesen Film leider künstlich in den Plot hinein konstruierte Hürden zu überwinden, die mindestens ebenso kurios sein müssen wie dessen Charaktere.
Das befreiend Zwanglose (also eigentlich Erratische) an „Gigantisch“ ist, dass diese Hürden vollkommen willkürlich anmuten und in keinerlei Zusammenhang stehen. Einen plausibel sich entfaltenden Plot sucht man vergebens. So muss man schon ein gehöriges Maß an interpretatorischer Kaltschnäuzigkeit aufbieten, um etwa dem nächtlich prügelnden Unbekannten einen Sinn jenseits seiner offensichtlichen „Schrägheit“ zukommen zu lassen; etwa als Alter Ego des Protagonisten, der sich metaphorisch selbst im Wege steht und über die eigenen Beine stolpert. Oder auch: der furchtbar „schräge“ Chemikerfreund, der seine Verhaltensforschung an Laborratten testet (die natürlich stets in Allegorie zum Protagonisten zu sehen sind). Und wem diese Anspielung nicht ins Auge springen sollte, dem wird die Parallele überflüssigerweise noch in einem kurzen klärenden Dialog, den Zuschauer bevormundend, klar gemacht. Auch der Vater der Braut, gespielt von John Goodman in all seiner massigen Rumpeligkeit, ist neben seiner großen Klappe und in seiner polternden feldmarschallartigen Rücksichtslosigkeit (ein Status, der ihm sein Vermögen ermöglicht) vor allem und zuerst einmal eine „schräge Type“. Dass der Patriarch zugleich, jenseits seiner harten Hülle, ein liebender Vater ist, versteht sich. Von all dem abgesehen ist natürlich schon die Prämisse des Films, ein Kind einfach so aus China zu adoptieren, furchtbar „schräg“ (auch wenn es dafür gar keinen filminhärenten Grund gibt und sich auch aus der Figurenzeichnung keine Notwendigkeit ergibt. Zudem könnte es auch eines aus Afrika sein oder aus Südamerika – warum nicht aus Haiti? Oder warum sich nicht einfach einen Hund zulegen und ein kleines Nilpferd?). Der Bruder, als Gegenentwurf zum Protagonisten ein verdorbener Karrierist, der sich mit seinen Geschäftskollegen im Massagesalon kollektiv unter großen roten Hauben von langbeinigen Schönheiten masturbieren lässt (eine total „schräge“ Idee), kommt auf den Gedanken, man könne ja auch die Dienste illegaler Menschenhändler bemühen, um an so ein Kind zu kommen. Er kenne da so Leute …
So also schleicht sich eine total subtile Gesellschaftskritik hinein in diesen Film, der von so ziemlich allem befreit ist, was interessant wäre. Hinzu kommt leider noch eine allenfalls mittelprächtige schauspielerische Leistung aller Beteiligten, die merkwürdig unengagiert ihre Stereotypen herunterspielen: Dano wieder mal betreten schüchtern und zurückhaltend, Deschanel augenaufreißend, Goodman spielt sowieso eine Karikatur. Dazu ein wenig Großstadtmelancholie und fertig ist ein Film, der schon irgendwem gefallen wird. Allerdings nicht in der deutschen Synchronisation, die merkwürdig hölzern und künstlich geraten ist. Herzlos wirkt das alles, geflickschustert und wenig zwingend. Der Schluss allerdings, der ist ein offener. Was generell ein Pluspunkt ist, wirkt in „Gigantisch“ jedoch so, als wäre dem Drehbuch einfach nichts „Schräges“ mehr eingefallen, das man parataktisch hätte dranhängen können. Nun, dann machen wir hier eben Schluss.