Wenn Studioboss Joe Roth, ehemals Chef von 20th Century Fox und Disney, selbst Regie bei einer Satire auf das Filmbusiness führt, kann man sich, einerseits, einen Insider-Blick hinter die Kulissen erhoffen. Andererseits ist klar, dass auch die Hollywoodsatire ein Hollywoodprodukt bleibt und nicht allzu böse ausfallen kann.
Der Studioboss im Film (Stanley Tucci) ist hypernervös wie ein Louis de Funès in Hochform. Mit allen Mitteln versucht er, seinen Job zu retten. Roth hat Tucci »ständig angespornt, noch sprunghafter und emotionaler zu sein. Denn so sind wir in Wirklichkeit.« Der neue Film mit dem Hollywood-Traumpaar – man darf hier an Tom Cruise und Nicole Kidman denken, nur: John Cusack und Catherine Zeta-Jones sind witziger – droht zu floppen, wenn an die Öffentlichkeit dringt, dass die kriselnde Ehe endgültig am Ende ist. Hinzu kommt, dass sich der exzentrische Regisseur weigert, sein Werk vor dem großen Presse-Meeting von den Studioleitern abnehmen zu lassen. Um ein Desaster zu verhindern, soll Billy Crystal als PR-Profi die Aufmerksamkeit der Weltpresse auf die vermeintliche Versöhnung lenken.
Nachdem das PR-Team diverse Eifersuchtsszenen, Schlägereien und Romantikeinlagen inszeniert hat (»Soll ich auch noch einen Selbstmord einbauen?« fragt der Eventmanager seinen Boss), kommt es bei der Filmvorführung zum Showdown. Der eigenbrötlerische Regisseur, der propagiert, die Kunst müsse »das echte Leben« zeigen, hat die verpatzten Drehs und die Zänkereien des Paars hinter den Kulissen zusammengeschnitten und die Drehbuchhandlung konsequent ignoriert.
Im Gegensatz zum Regisseur des Films im Film ist Roth weit entfernt davon, der Dogma-Philosophie zu huldigen. Sein Film endet als moderne Aschenputtelversion: Die unscheinbare Schwester des launischen Stars Zeta-Jones (zum allgemeinen Vergnügen gespielt von Julia Roberts) landet – nach einer erfolgreichen Diät – in den Armen John Cusacks.
Während Cusack den Film als »Best of der schlimmsten Hollywood-Erfahrungen« versteht, sprechen die Produzenten die Sprache der Traumfabrik: »Die Menschen haben genügend Sorgen in ihrem Leben. Da gibt es nichts, als sich eine kleine Zeitlang hinzusetzen und zu lachen.« Gegen »The Player«, Robert Altmans böse Polemik gegen das Filmgeschäft, ist »America’s Sweethearts« nur ein zuckersüßes Märchen.
Dieser Text erschien zuerst in: Konkret 10/2001