Chea Samy ist die Primadonna des königlichen Tanz-Ensembles in Kambodscha, als ihr der kleine Bruder ihres Mannes als Ziehkind überlassen wird. Samy zieht den Jungen groß, sorgt zudem für eine gute Ausbildung, sogar mit Stipendium für ein Studium in Paris. Der junge Mann bedankt sich für die Jahre: In Frankreich mit radikalkommunistischen Ideen versorgt, kehrt er zurück und errichtet mit Getreuen seine Schreckensherrschaft. Er ist Pol Pot, „Bruder Nr. 1“ der Roten Khmer, die von 1975 bis 1979 herrschten. Bis es der Regierung im Nachbarland Vietnam zu bunt wurde und sie das Regime mit einer militärischen Invasion ablöste.
Unter Pots Führung wurde rund ein Viertel der Bevölkerung Kambodschas – ca. 1,8 Millionen Menschen – ermordet. Kunst und Kultur bekämpften die Khmer in jeder Form. Der klassische kambodschanische Tanz, in dem seine Ziehmutter so glänzte, stand kurz vor dem Aussterben.
Chea Samy überlebte die Diktatur als Zwangsarbeiterin. Danach begann sie, diese Tanzform – die außer ihr kaum noch jemand beherrschte – wiederzubeleben und zu lehren. Ihre Schülerinnen: Hunderte traumatisierte Mädchen. Samy, die 1994 starb, bewahrte eine tief in der Kultur verwurzelte Tradition, heute zählt der Tanz zum UNESCO-Weltkulturerbe.
In seinem Dokumentarfilm „Pol Pot Dancing“ erzählt der auf Tanzfilme spezialisierte Regisseur Enrique Sánchez Lansch Geschichte und Kulturpolitik des Landes nach und wirft einen Blick auf die heutige Praxis des Tanzes, die in vielen Studios ausgeübt wird, allen voran durch das Sophiline Art Ensemble. Die Tänzerinnen sind stolz auf ihr Kulturgut: Es hat die Oberhand behalten über eine der schlimmsten Terrorherrschaften der Weltgeschichte.