Patricia, Simin, Quang, Zaza und Feline sind jung und voller Elan: Sie engagieren sich bei „Fridays for Future“, in Mieterinitiativen, hängen sich bei der Berliner Krankenhausbewegung rein und fordern die Aufarbeitung rassistisch motivierter Gewalt ein. Regisseurin Joana Georgi hat sie ein Jahr lang begleitet und bringt mit ihrem Dokumentarfilm den jungen linken Widerstand auf die Leinwand. Den Berliner, wohlgemerkt. Einen Blick auf andere Städte gewährt sie leider nicht.
Dennoch steht das Engagement der Aktivisten durchaus paradigmatisch für die Arbeitsfelder, die der junge linke Widerstand ausgemacht hat. Freimütig geben sie Auskunft über ihre Arbeitsweisen, die Kamera ist sogar dabei, wenn die Gewerkschaftsjugend tagt. Während der Film in der ersten Hälfte seine Helden vorstellt, wie sie diskutieren, rauchen und wohnen – ohne Küche im Berliner Altbau geht eben nichts –, steht im zweiten Teil recht prominent Zaza im Mittelpunkt, eine junge Pflegekraft in Ausbildung in der Berliner Urbanklinik, die sich mit den Kollegen für bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen einsetzt.
Das ist beileibe kein Selbstläufer! Anhand von Zazas Alltag kann der Zuschauer sich ein Bild machen von der Härte und der Dauer der Tarifauseinandersetzungen. Und auch wenn es Erfolge zu verbuchen gab – vom OP-Tisch ist hier nichts: Am 13. und 14. Juni 2024 gibt sich die Krankenhausbewegung zwei Tage mit Workshops und Vernetzung in Berlin und Brandenburg. Kommt zahlreich! Georgi folgt ihren Gewährsleuten mit der Kamera in ihre sozialen Kämpfe. Auf der Straße, im Hörsaal, bei Interviews sind wir dabei. Wir erfahren, welche Schwierigkeiten familiärer Art es gibt und wie es mit den Finanzen ist – fast ein Generationenporträt.
Ein sehenswerter Film über zeitgenössische Protestformen – der auch durchaus nicht mit Wunderlichem geizt: Etwa wenn die ihr Kleinkind alleinerziehende Feline ihre politischen Aktivitäten aus Zeitgründen in die Küche und in die sozialen Medien verlagert. Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Attentats von Hanau backt sie einen Kuchen mit den stilisierten Konterfeis der Ermordeten. Das ist vielleicht etwas kitschig, aber nicht geschmacklos – ihre Überzeugung ist authentisch. Einmal auf Instagram gepostet, trendet die Gedenktorte allerdings, die Anzahl der Likes geht durch die Decke. Eine Demonstration im Homeoffice, mit Tausenden von Teilnehmern – der Erfolg gibt Feline recht.
Diese Kritik erschien zuerst am 12.06.2024 auf: links-bewegt.de