Auch ohne Sturm ist die Gefühlswelt der Jugendlichen eines ländlich geprägten Vororts von Tokio in Unordnung. Eben noch taucht der Schüler Akira im Schwimmbad der Schule in die Stille des unter künstlichem Licht grünlich schimmernden Wassers ein, während ein paar seiner Mitschülerinnen zu den treibenden Beats eines Punksongs ausgelassen gegen die gefühlte Lebensenge antanzen; kurz darauf treibt er wie leblos auf der Wasseroberfläche. Offensichtlich haben ihn die Mädchen zuvor immer und immer wieder untergetaucht. Übermut, verantwortungsvolles Handeln und die Einsicht in die Gefahr sind hier offensichtlich entkoppelt. Dabei wechselt die Atmosphäre der Szenerie zwischen einer sanften, von tropfendem Wasser grundierten Stille und der Dynamik körperlicher Unruhe und Wildheit. Tags darauf, im Unterricht des Mathematiklehrers Umemiya, geht es nicht minder chaotisch zu, was nachhaltig irritiert. Die Autorität des noch jungen, ziemlich machtlos wirkenden Pädagogen wird offensichtlich massiv in Frage gestellt.
Der japanische Regisseur Shinji Sōmai (1948-2001) zeigt diese Szenen in seinem 1985 entstandenen Coming-of-Age-Film „Typhoon Club“ in oft langen, aus der Distanz aufgenommenen Einstellungen, als blicke er auf das mitunter wüste Treiben aus einer neutralen Beobachterposition. Außerdem sind seine Bilder und die Figuren in ihnen oft durch Elemente im Vordergrund verhängt, gerastert und abgerückt. Diese Offenheit des Bildes korrespondiert auf der Erzählebene mit einem szenischen, fragmentarischen Plot, der seine narrativen Gewichte ebenso verschiebt wie sein Interesse an den Figuren wechselt. So bleibt manches streiflichtartig und wie nebenbei erzählt, während anderes von einer ungemein kraftvollen Intensität angetrieben wird; etwa wenn in einer herausgehobenen Episode einer der Jungen wie ein kopflos Getriebener einem Mädchen brutal nachstellt in der Absicht, es zu vergewaltigen. Zu diesem Zeitpunkt ist der angekündigte Taifun bereits aufgezogen, stürmischer Wind wirft das Wasser gegen die Scheiben, das Schulgebäude ist abgeschlossen und nur eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern ist darin über das Wochenende gefangen.
Unter ihnen ist der nachdenkliche und zurückhaltende Eigenbrötler Mikami, der darüber grübelt, wie sich das Leben transzendieren lässt. Dabei sind die Gedanken des schwermütigen Außenseiters bei seiner Schulfreundin Rie, die angesichts ihrer sterbenden Großmutter nach Tokio abgehauen ist und einmal sagt: „Ich hasse es, gefangen zu sein.“ Derweil treiben ihre eingeschlossenen Mitschüler mit einer richtungslosen, geradezu anarchischen Dynamik in einen Strudel der Enthemmung. Die sowohl visuelle als auch akustische Allgegenwart des Wassers wird zum Symbol entgrenzter Freiheit und zum Zeichen der Transformation; etwa wenn die rebellischen Jugendlichen nackt im Regen tanzen. Doch scheint es Shinji Sōmai, der als einflussreicher Regisseur in seinem Heimatland einen hervorragenden Ruf genießt, hierzulande aber noch zu entdecken ist, nicht um eine Form der Reinigung oder Läuterung zu gehen. Zwar gibt es inmitten einer generationsübergreifenden Orientierungslosigkeit einen Augenblick des Durchbruchs und der Entwicklung, doch ist dieser durch ein persönliches Opfer allzu teuer erkauft.