Island, hinter dem erloschenen Vulkan rechts: Hier züchten Maria und Ingvar Schafe. Das Leben als Lieferanten für Wolle der gehobenen Klasse blökt, ist hart und naturbelassen. Kein Instagram, kein Amazon, kein Fastfood.
Eines Nachts kommt im Schafstall ein Mischwesen auf die Welt und wirbelt das Leben der beiden Einsiedler gehörig durcheinander. Ada ist halb Mensch und am Kopf ein Schaf. Es frisst Gras, lässt sich aber auch gern Geschichten vorlesen.
So geht es dahin, das Leben in Valdimar Jóhannssons Fantasy-Thriller und Debütfilm „Lamb“, das Lamm. Gemächlich und unter tätiger Mitwirkung von Ingvars Bruder Petúr wird die Luft dicker im einsamen Haushalt. Und sukzessive kommt heraus, dass die beiden Brüder mal durchaus interessante Rockmusiker waren, denen das Schicksal aber irgendwann Bärte hat wachsen, das harte Landleben wählen (Ingvar) bzw. arm werden (Petúr) lassen.
Während nun Ada die Gegend erkundet und Projektionsfläche für verschiedene Arten von Aggressionen bis hin zu Mordfantasien wird, verstricken sich die drei Menschen mehr und mehr in sich selbst.
Noomi Rapace ils Maria ist mit Sicherheit eine prima Wahl für einen aus der Sagenwelt Islands beeinflussten Bioschocker in der Einöde. Nicht nur in der „Millenium“-Trilogie bewies sie Gespür für traumatisch Sagenhaftes, auch in Ridley Scotts „Prometheus – Dunkle Zeichen“ hat sie sich einen Namen als Kämpferin im Obskuren gemacht, die sich mal nebenbei selbst per Kaiserschnitt-Automat einen Alien-Embryo entfernt.
Hier spielt sie ein bisschen im Norwegerpullover vor sich hin wie der Erzählrhythmus auch nicht der allerschnellste ist. Aber tolle Landschaftsaufnahmen im Nebel!
Diese Kritik erschien zuerst am 03.01.2022 auf: links-bewegt.de