Dieser Film konnte nur aus Finnland kommen. Dem Land, welchem nachgesagt wird über die höchste Metal-Band-Dichte der Welt zu verfügen; der „Encyclopaedia Metallum“ zufolge derzeit 36 Bands je 100.000 Einwohner. Hier haben nicht nur Apocalyptica, Nightwish oder die ESC-Schockrocker von Lordi eine Weltkarriere gestartet. Selbst das erste Headbanger-Emoticon stammt aus dem hohen Norden. Beste Voraussetzungen eigentlich für die vier Jungs Turo, Lotvonen, Jynkky und Pasi aus dem kleinen Kaff an der Permafrost-Grenze, ihren Traum zu verwirklichen. Aber außer dem Willen und jeder Menge Wut im Bauch sind alle Welteroberungspläne noch graue Theorie – Bandname, eigener Sound, geschweige denn eigene Songs, alles Fehlanzeige. Von der Dorfjugend werden die langhaarigen Metalheads als Homos beschimpft, der heimliche Schwarm des Leadsängers Turo von einem schleimigen Schnulzensänger umgarnt, der Job im Pflegeheim gerät immer mehr zu einer frustrierenden Reihe an Demütigungen. Doch das große Ziel scheint plötzlich greifbar nah, als ein bedeutender Festivalbooker aus Norwegen in den elterlichen Elchverarbeitungsbetrieb hereinschneit, eine Gallone Tierblut ordert, prompt beliefert wird (eine der zahlreichen Filmreferenzen) und in letzter Sekunde mit einem Demotape bestückt wird.
So entspinnt sich eine Road-Comedy, das zu keiner Sekunde seine Vorbilder von den „Blues Brothers“ (USA 1980; R: John Landis) bis „This Is Spinal Tap“ (USA 1984; R: Rob Reiner) leugnen will und als Feel-Good-Komödie für die ganze (Metal-)Familie alle Klischeegrenzen wegwirbelt. Natürlich wird ein Verwechslungsplot genüsslich bis an die Grenze ausgereizt und diverse Nebenfiguren bekommen kaum mehr als einen Knallchargenstatus zugesprochen. Aber das spielt alles keine Rolle, denn der unbedarfte Charme von Turo und seinen Jungs überstrahlt jede Peinlichkeit und jeden versandenden Gag. Hinter der rauen Schale, dem ruppigen Gitarrengewitter und dem angsteinflößenden Makeup des nerdigen Bassisten Pasi, der sich fortan nur noch Xytrax nennen lässt, ist jederzeit das Herzblut der Filmemacher und die Spielfreude der Darsteller sichtbar.
Wie ein Elchzerhäcksler und das Signature-Riff der Band zusammenhängen, mit welchen öffentlichen Kameras das coolste Bandfoto zu bekommen ist – „Heavy Trip“ macht mit seinen Einfällen jede Menge gute Laune, ganz unabhängig davon, wie man zur Musik, der Kriegsbemalung und dem martialischen Auftreten steht. Nach diesem Film möchte man sofort eine eigene Band gründen. Oder nach Finnland auswandern.