Wenn Gott so mächtig ist, warum habt ihr dann solche Zweifel?“ Diese Frage stellt der Rockmusiker Shahin Nayafi, der aus dem Iran flüchten musste, seinen konservativen Verfolgern. Er selbst hält sich für einen Atheisten, und so sehen auch seine Texte aus. Im Jahr 2012 veröffentlichte er einen satirischen Rap, der dazu führte, dass er mit einer Todes-Fatwa belegt wurde. Wer Najafi umbringt, kann mit 100.000 Dollar Belohnung rechnen.
Seit seiner Flucht lebt Nayafi in Deutschland im Exil. Seine Musik ist ein Statement des Lebens, eine Selbstbehauptung. In Till Schauders Nayafi-Dokumentation „When God Sleeps“ lernt man Internet-Tutorials kennen, die zeigen, wie der Sprengstoff zu mischen ist, mit dem man den Musiker von der Bühne pusten kann. Bei der Sicherheitsberatung der deutschen Polizei nennt man das „abstrakte Bedrohung“. Es kommen Mitmusiker zu Wort, die Konzerte aus Angst absagen, Günther Wallraff gibt ein Interview, er hat den Künstler einige Monate beherbergt. Original-Prügelvideos aus dem Iran sind zu sehen, wie auch beiläufig-ironische Alltagsszenen des Musikerlebens, etwa wenn der Gitarrist ein Riesenpeniskostüm für einen Auftritt erwirbt. Zusammen ist er mit der Enkelin eines ehemaligen iranischen Ministerpräsidenten. Najafis Musik zählt nicht zu dessen Vorlieben. Den Freund seiner Tochter nennt er einen „Anarchisten“. Nayafis Fazit: „Frauen sind stärker als Männer.“
„When God Sleeps“ ist ein beeindruckendes filmisches Porträt.
Diese Kritik ist zuerst erschienen in: Amnesty Journal