„Ich bin kein Gauner“, sagte Richard Nixon, bevor er im Zusammenhang mit der Watergate-Affäre etwa ein Jahr später von seinem Amt als Präsident der Vereinigten Staaten zurücktrat. Ali Abbasi beginnt seinen neuen Film „The Apprentice – The Trump Story“ sehr absichtsvoll mit diesem zeitgeschichtlichen Dokument, bevor er zu treibender Rockmusik in das pulsierende Leben zwischen den Straßenschluchten New Yorks eintaucht. Unruhen, Demonstrationen und soziales Elend bestimmen die körnigen Bilder einer Metropole, die zunehmend verarmt und verfällt. Im Kontrast dazu erscheint der junge, noch ziemlich unbeleckte Millionärssohn Donald Trump (Sebastian Stan), der gerade zum neuen Mitglied eines exklusiven Restaurants geworden ist und seiner koksenden Begleiterin fasziniert vom Reichtum einzelner Club-Mitglieder vorschwärmt. In diesem erlauchten Kreis wird geklüngelt, werden korrupte Geschäfte und eigennützige Politik gemacht. Grünschnabel Donald, der für seinen Immobilienhai-Vater Klinken putzt und von armen Menschen in maroden Wohnsilos die Miete eintreibt, ist überzeugt, dass Erfolg durch ein „Gewinner-Gen“ bedingt wird, das auch er besitzt.
Ali Abbasi erzählt in der Folge mit hohem Tempo und einem fiebrigen Handkamerastil eine von Kriminalität flankierte Aufsteigergeschichte und deren fast selbstverständliche, weithin akzeptierte Verankerung im kapitalistischen System. Dafür gestaltet er eine kritische, gleich zweifache Charakterstudie über das sozialdarwinistische Recht des Stärkeren und den rücksichtslosen Willen zur Macht, was die beiden Porträtierten für sich reklamieren. Denn sein zweifelhaftes Handwerk des Siegens lernt Trump bei dem zwanzig Jahre älteren Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong), einer schillernden Figur der Halbwelt, der unter Senator McCarthy Kommunisten jagte und jetzt mit stierem Psychopathen-Blick seinen Lehrling auf seine „Gewinner-Regeln“ einschwört. Moral und Wahrheit sind für Trumps skrupellosen Mentor und Gönner, der mit illegalen Methoden arbeitet, austauschbare Fiktionen. Sein unbedingter Patriotismus („Amerika ist mein größter Klient.“), sein Hass auf Linke und Homosexuelle, zu denen er uneingestanden selbst gehört, färben auch auf seinen neuen Schützling ab. Dieser wird im Laufe weniger Jahre so groß, populär und mächtig, dass er seinen Förderer nicht nur überholt, sondern regelrecht verschlingt.
„Ich mag nichts, was mich bremst“, sagt der unmoralische Geschäftemacher jetzt, da er mit seiner eingeübten Rolle untrennbar verschmolzen ist und in den 1980er Jahren über zahlreiche Wolkenkratzer und Spielcasinos herrscht. Siegen ist ihm zum Selbstzweck, gar „zur Kunst“ geworden. Trotzdem zeigt der iranisch-dänische Regisseur auch die widersprüchlichen menschlichen Seiten eines Charakters, der unangenehme Gefühle abwehrt und verdrängt, Beziehungen abbricht oder verrät und im ausgestellten Narzissmus versinkt. So lässt er nach der Emanzipation von seinem übermächtigen Vater (Martin Donovan) seinen älteren, alkoholkranken Bruder im Stich; er vergewaltigt seine Frau Ivana (Maria Bakalova), mit der er in einer erkalteten Ehe lebt; und er verleugnet schließlich seinen einstigen Lehrmeister, als dieser an Aids erkrankt. So folgt Ali Abbasis „Punkrock-Version eines historischen Films“, der sich auf die Anfangsjahre von Trumps Aufstieg konzentriert, der aufschlussreichen Verwandlung eines relativ unbedarften Jungunternehmers zum skrupellosen Geschäftemacher. Indem er die Menschen in Gewinner und Verlierer einteilt, wird er schließlich zum Gefangenen des eigenen, allzu simplen Schemas.