Mahin ist nun schon 70 Jahre alt, die Seniorin lebt seit dem Tod ihres Mannes und der Ausreise ihrer Tochter nach Europa allein in Irans Hauptstadt Teheran. Nun fragt sie sich: Kann mir das Leben noch etwas bieten? Eine neue Partnerschaft? Der Nachmittagsklatsch unter Freundinnen gibt den Anstoß, sich auf die Suche nach einem geeigneten Mann zu begeben. Der lässt nicht lange auf sich warten. Esmail kreuzt ihren Weg, Taxifahrer und Überlebender des iranisch-irakischen Krieges. Mit dem sanften Mann entwickelt sich eine Beziehung voller romantischer Augenblicke.
In der iranischen Gesellschaft, lässt uns die Handlung des Films „Ein kleines Stück vom Kuchen“ wissen, könnte das bereits an Akzeptanzgrenzen stoßen. Doch Mahin lässt sich nicht beirren. Dabei wird bald deutlich, in welcher Umgebung sie sich bewegt. Oft genug sitzt auch bei ihr der Schleier nicht ordnungsgemäß bis gar nicht, was die Aufmerksamkeit der Religionspolizei erregt, mitsamt vorübergehender Festnahme. Ihre Männerbesuche? Werden von der Nachbarin umgehend weitergetragen.
Der Druck, der auf Frauen im Iran lastet, fließt hier immer wieder wie beiläufig in die Handlung ein. Kunstvoll verquickt das Regie-Duo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha die Liebesgeschichte mit den gesellschaftlichen Zuständen. Sie leisten, was man mit Kino leisten kann. So wirkt der Film auch als Kommentar zu den Protesten mit dem Slogan „Frauen, Leben, Freiheit“. Auch die Schauspielerin und Aktivistin Lily Farhadpour, die Mahin spielt, lernte iranische Gefängnisse schon von innen kennen. Und: Dem Regie-Duo wurde die Ausreise zur Präsentation des Films auf der Berlinale von den Behörden untersagt. Ihr aktueller Film ist sehr sehenswert.
Hier gibt es eine weitere Kritik zum Film.
Diese Kritik erschien zuerst am 08.07.2024 auf: links-bewegt.de