Marta (Katia Borlado) steht im Schwimmbad auf einem Startblock, aber ihr Absprung wird nicht gezeigt. Sie erteilt kleinen Kindern Schwimmunterricht, lässt sie ab- und auftauchen und zählt dabei die Sekunden. Doch eigentlich arbeitet die Mittzwanzigerin an der Uni und schreibt an ihrer Promotion. Davon wird allerdings nichts gezeigt. Stattdessen sieht man sie zusammen mit Leo (Antonio Araque) in ihrer Madrider Wohnung. Leo liebt Marta und verdient das Geld in einer Gesellschaft, die von Arbeitslosigkeit geprägt ist. Dann sind Sommerferien und Marta fährt mit dem Zug in ihre alte Heimat an der asturischen Atlantikküste. Sie wohnt dort bei ihrer Mutter, trifft Freundinnen, besucht Feste und eine Hochzeit. Vor allem aber nimmt sie ihre Liebesbeziehung zu ihrem früheren Freund Pablo (Álvaro Quintana) wieder auf. Die beiden haben leidenschaftliche Sex und ein gegenseitiges Vertrauen, das aus einer gemeinsamen Geschichte herrührt. Doch dann kommt Leo überraschend zu Besuch und Marta weiß in ihrer widersprüchlichen Gefühlslage immer weniger, was sie will.
Das alles wird von Diego Llorente betont beiläufig, unspektakulär und nebenordnend erzählt. In seinem Film „Notes on a Summer“ („Notas sobre un verano“) verzichtet der spanische Regisseur auf einen dramatischen Spannungsbogen und eine inhaltlich verknüpfte Szenenfolge. Stattdessen organisiert er seine Dreiecksgeschichte elliptisch, was ihr die Anmutung scheinbarer Beliebigkeit oder Zufälligkeit verleiht. Llorentes nahezu naturalistisches Interesse für alltägliche Dinge und Begebenheiten verleiht dem Film einen dokumentarischen Charakter, während die Montage seine impressionistische Seite akzentuiert. Die im Filmtitel aufgerufenen Notizen sind deshalb wie Farbtupfer auf einem Gemälde, das keine Vollständigkeit anstrebt. Zugleich besitzt der Film einen subtilen Subtext, dessen Symbolgehalt sich bereits in den ersten Szenen andeutet.
Denn natürlich befinden sich Marta und ihre Generationsgenossen in einer Phase der Orientierung und an einem unsicheren Übergang von einer prekären Gegenwart in eine ungewisse Zukunft. Konfrontiert mit ihrer Herkunft schwankt Marta plötzlich in ihren Gefühlen. Auch wird angedeutet, dass sie einst ihre künstlerischen Ambitionen einem beruflichen Pragmatismus geopfert hat. Auf der Suche nach dem richtigen Platz im Leben muss sie sich jetzt erneut entscheiden zwischen Gehen und Bleiben. Wieder scheint alles im Fluss, während sie eine emotionale Erschütterung erlebt. Nichts scheint sicher, während sie irgendwie weitermacht und weitergeht. Und man hat nicht das Gefühl, dass sie sich wirklich entscheidet oder entscheiden kann; auch wenn der Schluss eine andere Lesart nahelegt.