Eine geradezu gespenstisch anmutende Fahrt in die dunkle Tiefe eines Salzstocks eröffnet den Film. Eine unbekannte Fracht wird abgelagert und versiegelt. Erst sehr viel später erfahren wir, dass es sich dabei um den toxischen Filterstaub einer Plastik-Verbrennungsanlage handelt, der hier gewissermaßen „für die Ewigkeit“ aufbewahrt wird. Mit dieser Szenerie korrespondiert ein Satz, der mit Blick zum nächtlichen Sternenhimmel am Anfang von Isa Willingers aufschlussreichem Dokumentarfilm „Plastic Fantastic“ steht: „Es gibt 500-mal mehr Plastikpartikel in den Meeren als Sterne in unserer Galaxie.“ Längst ist der Müll einer gigantischen, immer mehr expandierenden Plastikproduktion zum lebensbedrohlichen Problem für die Umwelt und damit für Menschen und Tiere geworden. Er ist das Ergebnis eines profitorientierten Wirtschaftszweigs, der mit seinem fortwährend zunehmenden Angebot paradoxerweise die Nachfrage bestimmt. Jede Minute lande eine Lastwagenladung Plastikmüll im Meer, informiert eines der Inserts. Später sieht man auf einer dreigeteilten Leinwand erschreckende Bilder vermüllter Flüsse, Meere und Strände.
„Wie kann man etwas herstellen, ohne sich zu fragen, was damit passiert?“, fragt der Wissenschaftler Michael Braungart, der nach alternativen, in einen Verwertungskreislauf integrierbaren Materialien forscht. Denn bislang wird nur ein minimaler Prozentsatz des Plastiks recycelt. Das wissen selbstverständlich auch die Hersteller und Propagandisten der Plastikproduktion, von denen etwa Joshua Baca vom American Chemistry Council ausführlich zu Wort kommt. „Kunststoffe sind besser als alle anderen Materialien“, lobt der Lobbyist und verweist auf den durch Plastik bewirkten wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt. Doch während es bei den Befürwortern ein Problembewusstsein gibt, dokumentieren Zahlen und Bilder riesiger Produktionsstätten die beängstigenden Steigerungsraten der Plastikproduktion.
In Gesprächen mit Fachleuten, Betroffenen und Aktivisten in den USA, in Deutschland und in Afrika wechselt Isa Willinger mit ihrem Film immer wieder die Perspektive und setzt auf diese Weise harte Kontraste. Während der Fotojournalist James Wakibia in Kenia schwerwiegende Umweltschäden zeigt, sammelt und untersucht die Ozeanografin Sarah-Jeanne Royer das angeschwemmte Mikroplastik an einem Strand auf Hawaii. Sie spricht über vermeidbare Einwegverpackungen und erklärt, wie synthetische Fasern durch Kleidung und eingeatmeten Staub auch in den menschlichen Körper gelangen. Für die kämpferische schwarze Aktivistin Sharon Lavigne aus Lousiana steht deshalb fest, dass die hohe Zahl an Krebstoten in ihrer Gemeinde durch die angrenzende Chemiefabrik des Konzerns Formosa Plastics verursacht wird und außerdem einen rassistischen Aspekt beinhaltet.
Die komplexen Zusammenhänge erhalten schließlich eine weitere Dimension, wenn der Umweltanwalt Steven Veit über Plastik als Teil im „Öl-Gas-Puzzle“ spricht, das durch seinen immensen CO2-Ausstoß letztlich auch die Klimakrise verschärft. Wiederholte Blicke auf die Zentren der Macht und der Finanzwelt sind an die Verantwortung der Politik adressiert, entbinden jedoch nicht vom eigenverantwortlichen Konsumverhalten. Auch wenn der langwierige, unbeirrte Kampf gegen die Industriegiganten zumindest zu kleinen Erfolgen führt, zeigt das wenig hoffnungsvolle, geradezu apokalyptische Schlussbild der auf einer Mülldeponie streunenden Hunde nachdrücklich, wie ernst die Lage ist.