Breaking Social

(SW 2023; Regie: Fredrik Gertten)

Die Spur des Geldes

Geld, da ist sich der Filmemacher Fredrik Gertten sicher, geht gern dahin, wo schon welches ist. In seinem Dokumentarfilm „Breaking Social“ will er diese Bewegung nachverfolgen. Der Film handelt vom Vermögen der Superreichen, von Menschen wie Amazon-Gründer Jeff Bezos und anderen Einkommensmilliardären, die ein Heer von kreativen Anlageberatern beschäftigen können, um Steuerforderungen gar nicht erst aufkommen zu lassen, die ihre Mittel in tollen Stiftungsmodellen sortieren und ansonsten auf jedem Erdteil Land, Häuser und Yachten besitzen. Bezos reicht sogar nicht mal das, er fliegt von seinen Online-Kaufhaus-Umsätzen auch schon mal Richtung Weltall und glaubt ernsthaft, so versichern Weggefährten, das nütze der Menschheit.

Wie die Umverteilung von unten nach oben funktioniert, erklären Autorinnen und Journalisten mit Spezialgebiet Reichtumsakkumulation in diesem Film. Wie etwa Sarah Chayes, die dieses Anhäufen jahrelang in Afghanistan miterleben durfte, oder auch Peter S. Goodman, der Bücher über das Weltwirtschaftsforum und andere Cliquenwirtschaften veröffentlicht hat.

Es geht aber auch um Maßnahmen gegen die Ausplünderung von Mensch und Natur. Als Beispiel dient hier Chile, wo die junge Generation in der näheren Vergangenheit gegen das alte Geld aufbegehrte, insbesondere im Kampf für eine neue Verfassung, der dann verloren ging. Das funktioniert natürlich nicht ohne die üblichen heroisierenden Bilder von Demonstrationen und Tanzperformances, na okay.

Richtig interessant wird der Film aber bei einem europäischen Thema: So wird die Ermordung der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia beleuchtet, die über die Verwicklung maltesischer Regierungsmitglieder in Geldschiebereien und andere illegale Aktivitäten schrieb. Angehörige und Aktivisten kommen zu Wort und erläutern Galizia Recherchen.

Und auch dies ist selten dokumentiert: Der Kommunikationsspezialist Sven Hughes berichtet über seine zurückliegende Arbeit bei einer Agentur, die dafür sorgt, dass Auftraggeber aus der Politik bei Wahlen wie von selbst in die Regierung kommen.

„Ich wollte verstehen, wie die Superreichen, die Geldmaximierer, die Kontrolle über den Großteil des politischen und wirtschaftlichen Lebens erlangt haben, auch in traditionell stabilen Demokratien“, sagt Regisseur Gertten. Der Hang der besseren Gesellschaft zur Geldmacherei ist ihm eine zerstörerische Kraft, die das Zusammenleben massiv bedroht.

Diese Kritik erschien zuerst am 26.10.2023 auf: links-bewegt.de

Breaking Social
Schweden 2023 - 93 min.
Regie: Fredrik Gertten - Produktion: Fredrik Gertten, Margarete Jangård - Bildgestaltung: Janice D'Avila - Montage: Benjamin Binderup - Musik: Florencia Di Concilio - Verleih: Mindjazz Pictures - Besetzung: -
Kinostart (D): 26.10.2023

IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt18163284/
Foto: © Mindjazz Pictures