In den Sommerferien beginnt die 14-jährige Margaux (Clarisse Moussa) mit einem Praktikum in einem Kinderheim am Genfersee. Ihre Ankunft ist von Turbulenzen begleitet, denn ein kleines, etwa 7 Jahre altes Mädchens namens Juliette (Esin Demircan) wehrt sich schreiend und mit Händen und Füßen gegen die Erzieher. Die verstörende Szene kontrastiert mit dem stillen und verträumten Wesen der Schülerin, die gerade ihr Schuljahr nicht geschafft hat, gelangweilt wirkt und eigentlich lieber etwas anderes machen würde. Denn ihre Freundinnen posten Bilder aus dem Italien-Urlaub, und Margaux selbst sehnt sich nach der Ferne. Mit einem gefakten Foto sendet sie „Grüße aus dem Paradies“ zurück. Trotzdem entsteht bald eine verhaltene, fast wortlose und zunehmend verschworene Beziehung zwischen der scheuen Teenagerin und der wütenden, hyperaktiven Juliette, die sich vernachlässigt fühlt. Ihre Mutter ist gestorben und der unzuverlässige Vater kümmert sich kaum.
Diese Einsamkeit, durch die Abwesenheit der Eltern verursacht, verbindet die beiden Mädchen. Denn Margaux‘ Eltern scheinen getrennt zu sein, weshalb sie bei ihrem Vater in einem Hotel von Aubonne lebt. Dieser hat allerdings nur Augen für seine Geliebte, sodass Margaux sich selbst überlassen bleibt. Gemeinsam mit der ebenso eigensinnigen wie neugierigen Juliette unternimmt sie Streifzüge entlang des bewaldeten Seeufers. Dabei lernen sie den jungen Fischer Joël (Marc Oosterhoff) kennen, der, weil seine Mutter gestorben ist, von Indonesien in die Romandie zurückgekehrt ist. Zwischen persönlichen Rückzügen und kleinen Fluchten in die Natur bilden die Kinder bald eine temporäre Schicksalsgemeinschaft, die sich den alltäglichen Zumutungen entzieht. Wenn die drei zusammen sind, scheint die Zeit stillzustehen. Dann treiben sie auf dem Rücken ruhig im Wasser oder erfahren beim gemeinsamen Fischen ein unbeschwertes, glückliches Zusammensein, dessen Selbstverständnis kaum Worte braucht.
Die junge Filmemacherin Jenna Hasse hat sich für ihr stimmungsvolles, atmosphärisch dichtes Spielfilmdebüt „L’amour du monde – Sehnsucht nach der Welt“ vom gleichnamigen Romantitel des waadtländischen Schriftstellers Charles Ferdinand Ramuz inspirieren lassen und zitiert eingangs aus dessen 1925 erschienenem Buch: „Wie konnten wir nur so leben und mit so wenig zufrieden sein; wie konnten wir so klein leben, wo doch alles so groß ist und es so viel gibt?“ Einmal schleicht sich Margaux ins Kino Rex, wo G. W. Pabsts Abenteuerfilm „L’Atlantide“ (1932) läuft; ein anderes Mal gestaltet sie mit ihrem Körper ein Schattenspiel. Zwischen einem imaginierten Anderswo und aufkeimender Liebessehnsucht, zwischen Wunsch und Wirklichkeit treiben die jugendlichen Helden in Jenna Hasses ruhig und unspektakulär erzähltem Coming-of-Age-Film durch die Ungewissheiten ihrer noch jungen Leben. Dabei finden sie vorübergehend Halt in den stillen Refugien ihres verschworenen Zusammenseins.