Das georgische Nationalensemble ist die beste Tanz-Compagnie der Welt, keine Frage. Deshalb trainiert Merab auch schon von Kindesbeinen an hart in der Nachwuchsakademie, um irgendwann einmal dazuzugehören. Tanzen ist ein Knochenjob, das merkt man in Levan Akins Film „Als wir tanzten“ recht schnell. Und nicht immer geht es dabei ums Tanzen: Man geht auch noch zur Schule, steht doof in der Raucherecke rum, vertreibt sich die Zeit. Merab hat schnell gemerkt: Wenn er aus dem trüben Alltag Georgiens rauskommen will, ist das Ensemble seine erste Adresse.
Männlich bis in die Haarspitzen sei der georgische Tanz, das bläut ihm der Trainer ein. Bloß, was bedeutet das? Als Irakli in die Akademie kommt, weckt das Merabs erotisches Erleben. Bisher hat er sich mehr oder weniger lustlos mit Mädchen rumgetrieben. Der neue Tänzer hat da eine ganz andere Qualität. Einfacher wird dadurch gar nichts – und die beiden sollten sich besser nicht erwischen lassen. Was wird aus den beiden werden?
Schwulsein kann in Georgien richtig zum Problem werden: Wer homosexuell ist, kann mit Prügel und Schlimmerem rechnen. Levan Akin hat den ersten Film über Homosexualiät in Georgien gedreht, und sich dann auch noch gleich das Staatsheiligtum Nationalensemble als Kulisse für sein Drama ausgesucht. „Als wir tanzten“ ist ein wunderschön fotografiertes Jugend- und Gesellschaftsdrama, an dem Georgien kaum vorbeikommt: Und die fiktive Geschichte wurde auch schon auf seltsame Weise Realität: Schon während der Produktionszeit kam es zu massiven Drohungen von rechtsextremer Seite, bei den Aufführungen im letzten Jahr gab es massive Schlägereien. Die Vorstellungen konnten nur unter Polizeischutz stattfinden. Ein Film, der zeigt, wie politisch ein Stück Kultur sein kann.
Diese Kritik erschien zuerst auf: links-bewegt.de