Berühmt wurde der Schauspieler George Takei als Hikaru Sulu in der ersten „Star Trek“-TV-Serie. Seine Graphic Novel „They Called Us Enemy“, für die er mit der Zeichnerin Harmony Becker sowie den Autoren Justin Eisinger und Steven Scott zusammenarbeitete und der 1994 eine Autobiografie vorausging, liefert allerdings keinen Gossip vergangener Drehtage. Vielmehr geht es um die Erfahrungen aus Takeis Kindheit: Nach den Angriffen auf Pearl Harbor wurden im Frühling 1942 rund 120.000 japanischstämmige Bürger*innen der USA in Internierungslager deportiert. Sie wurden enteignet, alles, was sie nicht mit sich tragen konnten, ging an den Staat über. Verdachtsfall Ethnie, mehr brauchte es nicht.
Takei erzählt aus Kinderperspektive und im unaufgeregten Manga-Stil von seinen fast vier Jahren in zwei Lagern in Rohwer, Arkansas und Tule Lake, Kalifornien. Ein Zeitzeugendokument, das sich an jüngere Leser*innen richtet: Die chronologischen Abschnitte beginnen mit der medialen Hysterie, die den Rassismus in der Bevölkerung schürt. Historische Daten wechseln sich ab mit der Opferperspektive von Takeis Familie. Deportation, Unterbringung, medizinische Versorgung, Ernährungssituation, Schulunterricht, politische Konflikte zwischen den Insassen – Takei beschreibt detailliert den Alltag eines Lebens hinter Stacheldraht und unter Gefängnistürmen. Immer wieder arbeitet er den Kontrast zwischen dem heraus, was ihm als Kind noch als Abenteuer vorkommt, und der zermürbenden Hilflosigkeit der Eltern. Weil Nachrichten nur als Gerüchte ins Lager gelangen, gibt es kaum verlässliche Informationen, und als die Camps nach Kriegsende aufgelöst werden, kann die mittellose Familie nur mutmaßen, wie stark der Rassismus mittlerweile hinter den Zäunen grassiert.
Über einige patriotische Elogen auf die Errungenschaft der US-Demokratie im letzten Drittel sollte man ob ihres naiven Eifers hinweglesen. Takei, der seine Popularität seit Karrierebeginn zur politischen Aufklärung nutzt, möchte die Jugend eben für die Brüchigkeit demokratischer Freiheiten sensibilisieren, mit historischen Parallelisierungen auf die Folgen von Trumps Demagogie hinweisen. Da mag sich in der Wahl des bei Jugendlichen nicht mehr angesagten Mediums ein ähnlich betagter Zugang offenbaren wie in seinem Glauben an die „geheiligten Ideale unserer Volksdemokratie“.
Dieser Text erschien zuerst in: KONKRET 7/2020
George Takei, Justin Eisinger, Steven Scott (Autoren), Harmony Becker (Zeichnerin): „They Called Us Enemy“.
Aus dem Englischen von Christian Langhagen. Cross Cult, Ludwigsburg 2020. 208 Seiten. 25 Euro