Den Showdown gibt es gleich zu Beginn dieses Films: In einem wilden, wüsten Shootout zwischen nicht identifizierbaren Gegnern wird um des Schießens willen geschossen, bis fast alle Beteiligten tot im Staub liegen. Dabei erhöhen zahlreiche spektakuläre Stuntszenen die visuellen Schauwerte. Doch eigentlich ist der Western, den wir sehen und in dem Billy the Kid irgendwie eine Rolle spielt, ein Film im Film über Dreharbeiten in Peru, die kurz darauf abgebrochen werden müssen, weil dabei ein Darsteller tatsächlich stirbt. Zu sehen sind aber auch dokumentarisch anmutende Bilder einer religiösen Zeremonie der indigenen Bevölkerung sowie quasi ein Making-of des Films im Film, das einen von Sam Fuller gespielten Western-Regisseur zeigt, der mit wilden Gesten und wirren Sätzen das heillose Durcheinander der Dreharbeiten dirigiert.
Nicht minder chaotisch ist Dennis Hoppers selbstreflexiver Film „The Last Movie“ aus dem Jahre 1971, dem damals eine ordnungsgemäße Kinoauswertung versagt blieb beziehungsweise von der Produktionsfirma Universal Pictures verweigert wurde und der jetzt digital restauriert in die Kinos kommt. „Ich verstehe diese jüngere Generation“ nicht, soll einer der Produzenten über Hoppers mittlerweile legendären New Hollywood-Film gesagt haben. Tatsächlich folgt der exzentrische Schauspieler laut eigener Aussage in seiner zweiten Regie-Arbeit nach „Easy Rider“ einem Bonmot Godards, wonach Filme einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende haben sollten, aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Zudem wollte Dennis Hopper wie ein abstrakter Expressionist arbeiten und den Materialcharakter seines Werkes unterstreichen, das völlig unbekümmert und selbstironisch zwischen den verschiedenen Realitätsebenen wechselt, auf eine chronologische Handlung verzichtet und sich so weitgehend frei in Raum und Zeit entfaltet.
„The Last Movie“ ist deshalb vor allem ein Metafilm, ein filmischer Bastard, der lustvoll verspielt, beliebig, witzig und gegen alle Regeln vor allem auf sich selbst zeigt. Hopper dekonstruiert das Genre, parodiert sein Gewerbe, streut Referenzen und zitiert immer wieder – vor allem in seinen stimmungsvollen Momenten – die Spätwestern Sam Peckinpahs. Er selbst spielt den Stuntman Kansas, der nach den abgebrochenen Dreharbeiten vor Ort bleibt, als melancholischer Cowboy durch farbgesättigte Landschaften reitet und im Liebesrausch mit einer Einheimischen namens Maria (Stella Garcia) den hippiesken Aussteigertraum von einem anderen Leben imaginiert.
Zugleich ist es Kansas, der den indigenen Statisten den Unterschied zwischen Fiktion und Realität erklären muss, als sich diese daran machen, mit falschem Equipment, aber realer Action einen „authentischen“ Film zu drehen. „Das Kino hat Gewalt gebracht“, sorgt sich der örtliche Priester angesichts der mit blutigem Ernst betriebenen Nachinszenierungen, deren Geisel Kansas schließlich wird. Seine Replik auf die ziemlich naive Goldsuche eines Freundes lässt sich schließlich auch auf die demonstrative Regellosigkeit von Dennis Hoppers filmemacherischem Experiment übertragen: Der Drang nach künstlerischer Freiheit und das Scheitern der damit verbundenen Utopien liegen in seinem endlich zu sehenden Film „The Last Movie“ nah beieinander.