„Hättest du mich nicht auch gleich kastrieren können bei der Amputation?“, wütet Clint Eastwood in Don Siegels „The Beguiled“ (1971). Als verwundeten Soldaten hat ihn 1864 ein Mädchenpensionat aufgenommen. Angeblich, um ihn zu retten, nimmt ihm die Leiterin das Bein ab, vielleicht aber auch, um ihn zu bestrafen, weil er andere Damen vorzog.
Sofia Coppola präsentierte jüngst eine neue Version dieser Verfilmung von Thomas P. Cullinans Roman A Painted Devil – nicht aus der Machosicht des Soldaten, sondern aus der Perspektive der von unerfüllten Träumen geplagten Frauen. Doch gegen das nun von Bruce LaBruce vorgelegte neuerliche Remake kommen ihre „Verführten“ reichlich bieder daher.
Bei ihm ist der 1999 in „Ger(wo)many“ aufgelesene verletzte Partisan Volker alles andere als eine Bedrohung. Ihn entdeckt auch kein naives kleines Mädchen, sondern Mitglieder der als Klosterschule getarnten Feminist Liberation Army (FLA) verstecken ihn als halbe Leiche im Keller. Männer sind nämlich kein Umgang für Revolutionärinnen, die das Patriarchat stürzen wollen.
Unterm Regiment der Big Mother pauken die Terroristinnen in sexy Schuluniformen Herstory und Parthogenese und halten sich fit für die Attacke. Abweichlerinnen, die sich bei der lesbischen Liebe zurückhalten, haben einen schweren Stand. Auch Volker, der meint, dass Frauenbefreiung von der Revolution ablenke, muss noch viel lernen. Queercore-Begründer LaBruce nimmt die Kastrationsandeutung der Vorlage genüsslich auf.
Abgesehen von einigen Längen ist diese „Feier auf die Ideale des Feminismus“, die gleichzeitig „Satire und Kritik an der radikalen Linken und den Feministinnen der zweiten Welle“ sein will (man könnte auch an Intoleranz in der Queerszene denken), ein lustvoller Spaß, solange man die Vorlage mitdenkt. Die agierenden Stars aus dem queerem Underground (darunter Women of Color, während Coppola die schwarze Sklavin aus dem Buch unterschlägt) erlauben sich anarchische Slapstick-Einlagen und befreiende Kissenschlachten in Traumästhetik.
Der Kritiker frauenfeindlicher Tendenzen in der Schwulenbewegung lässt die zur Herstellung lesbischer Pornos abkommandierten Soldatinnen schwule Vorlagen sowie seine eigene Meinhof-Hommage „Ulrike’s Brain“ als „womanual“ schauen – und ermächtigt die Rezipientinnen so, sich selbst durch eigene „Pornutopia“ zu befreien. Der Pornodreh entblättert alle Geheimnisse. Und Männer, nehmt euch in acht: Am Ende stürmt die FLA den Kinosaal.
Die Misandristinnen schlagen die Maskulisten, die Jan Henrik Stahlberg in seinem etwas zu verkrampft auf Tabubruch zielenden „Fikkefuchs“ (ab 16. November im Kino) vorführt, um Längen. Ehre sei der Mutter und der Tochter und der heiligen Möse.
Dieser Text erschien zuerst in: Konkret