Django

(FRK 2017; Regie: Etienne Comar)

Nicht mal die eigenen Ohren sind frei

Eine Künstlerbiografie der besonderen Sorte ist „Django“, das filmische Porträt des genialen Gitarristen Django Reinhardt, dem Noten erstmal fremd sind. Denn der Film thematisiert das ambivalente Verhältnis von Kunst und Diktatur. Ausgerechnet Reinhardt, der durch einen Unfall zwei Finger an der linken Hand verlor und gerade deshalb eine besondere Spielweise entwickelte und damit in den vierziger Jahren zum König des „Gipsy Swing“ aufstieg, wollten die Nazis als Soundtrack für ihre Tanzveranstaltungen einspannen. Seine Musik sollte gegen die amerikanische „Negermusik“ anklingen.

Reinhardt, der in diesem Eröffnungsfilm der Berlinale 2017 als ein in politischen Dingen unentschiedener Charakter geschildert wird, steckt sich eine Zigarette an und beginnt zu spielen. Mit den Füßen zu wippen, ist streng verboten. Und während andere schon ins KZ unterwegs sind, ist Reinhardt aufgrund seines Pop-Status noch recht sicher.
Bis ihn Hitlers Kulturpolitiker auf Deutschland-Tour schicken wollen. Seine Flucht beginnt – die Nazis immer dicht auf den Fersen.

Regisseur Etienne Comar porträtiert einen Künstler und Freigeist, dem das Leben so beiläufig mitspielt wie er selbst seine Musik. „Django“ ist ein mitreißender Film, vor allem in den musikalischen Sequenzen, von denen es viel zu wenige gibt. Denn seine Musik symbolisiert am besten, was faschistische Politik bedeutet: Nicht mal die eigenen Ohren sind frei.

Diese Kritik ist zuerst erschienen in: Amnesty Journal

Benotung des Films :

Jürgen Kiontke
Django
Frankreich 2017 - 117 min.
Regie: Etienne Comar - Drehbuch: Etienne Comar, Alexis Salatko - Produktion: Marc Missonnier, Olivier Delbosc - Bildgestaltung: Christophe Beaucarne - Montage: Monica Coleman - Musik: Warren Ellis - Verleih: Weltkino Filmverleih - Besetzung: Reda Kateb, Cécile De France, Bea Palya, Bimbam Merstein, Gabriel Mireté, Johnny Montreuil
Kinostart (D): 26.10.2017

IMDB-Link: http://www.imdb.com/title/tt6247936/
Foto: © Weltkino Filmverleih