Banditen überfallen eine Postkutsche. Der Kutscher wird getötet, einer der Gangster verwundet. Drei Cowboys, Vern, Wes und Otis, sind auf dem Weg nach Texas und finden Unterschlupf in der Berghütte der Bande. Gastfreundschaft siegt über Misstrauen, die Banditen unter ihrem Boss Blind Dick gewähren Unterkunft für die Nacht. Morgens ist die Hütte umstellt, die Bürgerwehr eröffnet das Feuer. Wes und Vern können entkommen, doch sie werden verfolgt; und sie müssen sich irgendwie wehren.
Nach längerer Abwesenheit kommt Willett Gashade zurück zur kleinen, ertraglosen Goldmine, die er mit Bruder Coin und den Freunden Coley und Leland betreibt. Doch: Leland ist tot, Coin abgehauen, Coley völlig verängstigt – irgendwo da draußen muss ein Killer sein. Eine Fremde ohne Namen taucht auf, sie bietet Geld für Geleit nach Kingsley – doch sie hat eigentlich andere Pläne. In fordernder, koketter, unerbittlicher Art zwingt sie Willett und Coley, einer Fährte zu folgen, hinaus in die Wüste. Ein Killer, Billy Spear, schließt sich ihnen an, und während Coley naiv, kindisch und schusselig verliebt der Frau folgt, ahnt Willett, worauf das hinausläuft: auf ein großes Schießen.
„Ride in the Whirlwind“ (1965) und „The Shooting“ (1966) sind die zwei Filme, die den Ruf von Monte Hellman begründeten; einen Ruf, den er 1971 mit seinem meisterhaften Roadmovie „Two-Lane Blacktop“ vollauf bestätigte – um danach ins Loch zu fallen, um vor allem als Scriptdoctor, Second Unit Director, Berater und Cutter Arbeit zu finden – und immerhin Tarantinos „Reservoir Dogs“ zu produzieren. Diese Nicht-Karriere ist eigentlich eine Tragödie – weil das Künstlerische, die Qualität, dem Box-Office, den fehlenden Zuschauern unterliegt. Hellmans Filme sind Kultfilme – in dem Sinn, dass sie einer breiten Öffentlichkeit von Anfang an kaum bekannt waren, sprich: nur eine eingeschränkte Anhängerschaft hatten.
Minimalismus in Form und Inhalt strebt Hellman an – Einfachheit und Linearität, ohne dass alles klar, alles erklärt würde. Die simple Plotstruktur bedeutet nicht Flachheit, Oberflächlichkeit, Eindimensionalität – vielmehr ist sie die feste Basis, auf der sich einerseits Genreregeln, andererseits Charakterporträts entfalten können. Männer in elementaren Grundsituationen von Flucht oder Verfolgung sind zugleich – und unaufdringlich – Betrachtungen zum Menschen an sich: was diesen beiden Western das Label „existentialistisch“ eingebracht hat, das einerseits natürlich richtig ist, wenn man die Geworfenheit der Figuren in ihre Situationen bedenkt, für die sie nichts können, die für sie zunehmend absurd, weil unerklärbar werden. Andererseits ist auch klar: Es sind und bleiben Western, B-Filme mit sichtbar kleinem Budget, und auch auf dieser Ebene, unter Außerachtlassung aller philosophischen conditio-humana-Obertönen, funktionieren die Filme – besonders „The Shooting“ –, weil sie spannend, energisch, geradlinig, mit perfektem Timing und großem Gespür für die Landschaft inszeniert sind. Mit Gespür auch für Witz, der sich aus der Realität speist – vor dem Überfall unterhalten sich die Banditen über Furunkeln am Hintern, und Blind Dick geht hinter einem Felsen nochmal für kleine Räuberchen. Und mit Gespür für Zuspitzung: wie sich in „The Shooting“ zwei abgekämpfte, halbverdurstete, entkräftete Männer im Wüstenstaub tödlich prügeln…
„The Shooting“ und „Ride in the Whirlwind“ wurden 1965 direkt nacheinander, mit einer Woche Pause dazwischen, gedreht, in Utah, in einer Landschaft, die Steppe, Canyons, Bergpanorama und Wüste bietet. Roger Corman finanzierte die Filme – ungenannt in den Credits –, denn klar: zwei Filme auf einmal zu drehen ist billiger als einen allein. Monte Hellman und Jack Nicholson produzierten, letzterer spielt in beiden Filmen mit und schrieb für „Ride in the Whirlwind“ auch das Drehbuch. Und Monte Hellman ließ aus den Drehbüchern, die ohnehin kaum Dialoge enthalten – das zu „The Shooting“ schrieb Carole Eastman unter dem Pseudonym Adrien Joyce – jede Einführung der Figuren weg, die Vorgeschichten werden nur angedeutet. Die Cowboys haben irgendwelche dunkle Flecken auf ihren Westen, und wenn es nur die Arbeitslosigkeit sein sollte; Willett Gashade war mal Kopfgeldjäger gewesen. Mehr erfährt man nicht; mehr muss man nicht wissen, weil es stets um die Auseinandersetzung mit dem Hier und Jetzt geht.
Coley, der kindische Typ in „The Shooting“, spielt Geduldspiele, solche, bei denen man kleine Kugeln in kleine Löcher bugsieren muss. Schafft er natürlich nicht: Nicholson als Billy Spear machts ihm dann vor; und klar, wer später wen erschießen wird. Vern und Wes, die unschuldig Verfolgten in „Ride in the Whirlwind“, nehmen in ihrer hilflosen Verzweiflung eine Farmerfamilie als Geiseln. Und spielen zum Zeitvertreib Dame, denn mehr als Warten können sie nicht; Warten auf die Männer, die sie aufknüpfen wollen.
Beide Filme sind jetzt im DVD-Doppelpack erschienen; denn beide Filme gehören unbedingt zusammen. Allerdings fehlen alle Extras, und den hellmanschen Minimalismus auf die Ausstattung zu übertragen ist bei diesen Filmen unangebracht. Zumal in den USA DVD-Ausgaben mit Audiokommentaren von Hellman und der Schauspielerin Millie Perkins existieren.