Was in den meisten anderen Filmen aus dramaturgischen Gründen fehlt, wird in Corneliu Porumboius Film „Police, adjective“ ausführlich gezeigt: der konkrete Alltag und die tägliche Arbeit der handelnden Figuren. Was diesen auf die gesellschaftliche Wirklichkeit bezogenen Realismus und die mit ihm verknüpfte Ästhetik des Zeigens dabei so eindringlich macht, ist die Darstellung von Zeit als elementarer Inhalt der Handlung und zugleich als nachzuvollziehende Dauer des Erlebens. Äußerlich betrachtet, geschieht in „Police, adjective“ insofern fast nichts; und auch die Anlässe des Geschehens erscheinen mehr oder weniger geringfügig. Trotzdem erzeugt diese sowohl ästhetische als auch inhaltliche Reduktion, mit der Porumboiu hier den trögen Arbeitsalltag eines jungen Drogenfahnders beschreibt, eine erhebliche Spannung. Das resultiert zum einen aus der permanenten, fast schwebenden Offenheit des Films, zum anderen aus dem Blick auf Details.
Die äußere Handlung vollzieht sich in den Koordinaten von Bewegung, Beobachtung und Warten. Seit Tagen beschattet Cristi (Dragos Bucur), ein Polizist in Zivilkleidung, drei jugendliche Haschischkonsumenten, ohne nennenswerten Ermittlungsfortschritt. Für ihn ist klar, dass dieses Vergehen geringfügig ist und sich unter den Schülern kein Dealer befindet. Doch seine Vorgesetzten verlangen Ergebnisse und erzeugen einen Handlungsdruck. Eine Razzia soll durchgeführt werden. Aber Cristi, der sonst eher mit gesenktem Kopf und müdem Körper unterwegs ist, macht moralische Skrupel geltend und zweifelt gar am Sinn des Gesetzes. Er gerät in einen Gewissenskonflikt, in dem sich persönliche Verantwortung und staatliches Gesetz, gesunder Menschverstand und die hierarchischen Strukturen einer verstaubten Bürokratie gegenüberstehen.
Deren Verkrustungen in den täglichen Arbeitsprozessen und in den abgenutzten Einrichtungen maroder Gebäude verfolgt Porumboiu bis in die graue Stadttopographie. Zum anderen entfaltet er einen vielschichtigen Diskurs über den Zusammenhang von Sprache, Denken und Handeln, der mit einem Gespräch zwischen Cristi und seiner Frau Anca (Irina Saulescu), einer Rumänischlehrerin, über die Metaphorik eines Schlagerlieds beginnt und in einer Auseinandersetzung über Gewissensfreiheit seinen Höhepunkt findet.
Der geradlinige Cristi, für den die Wahrheit offensichtlich nicht das Ergebnis einer Interpretation ist, sondern die Einsicht in eine unmittelbare, jedem zugängliche Evidenz, führt dieses fast schon absurde, jedenfalls sehr komische Gespräch mit seinem respekteinflößenden Chef, einem ideologische gestählten Dialektiker alter Schule. Ob nun beim Sprechen in Bildern oder beim Nachdenken über die Definitionen aus dem Wörterbuch: Immer geht es um die Frage des Verstehens und seine Bedeutung für das Handeln. Dessen Spielraum zwischen Eigenverantwortung und Fremdbestimmung, zwischen moralischer Pflicht und Gesetzestreue, erweist sich in „Police, adjective“ als sehr eingeschränkt, denn die Macht der Sprache spiegelt (und zementiert) in Corneliu Porumboius Film vor allem ein hierarchisches Ordnungssystems.