Als der 15jährige Mike (John Moulder-Brown) einen Job in einer Badeanstalt im Londoner East End annimmt, da ahnt er nicht, was auf ihn zukommt. Nicht nur wird er von älteren Damen bedrängt, die sich von ihm Gefälligkeiten erhoffen, sondern vor allem ist es seine Kollegin Susan (Jane Asher), die es dem frisch erblühten Jüngling angetan hat. Auf sie projiziert er seine sexuellen Wünsche und schon nach kurzer Zeit macht er ihr Avancen. Die etwas ältere und abgeklärte Susan aber ist bereits mit einem Nichtsnutz verlobt und hat zudem mit einem Badegast ein finanziell gewinnbringendes Verhältnis – es ist Mikes ehemaliger Sportlehrer, der in seiner biederen Lüsternheit besonders abstoßend wirkt, und der als aktueller Lover die Rivalität des Teenagers herausfordert. Susan zu besitzen wird für Mike zu einer Besessenheit, die ihn in ein enormes Gefühlschaos stürzt.
„Deep End“ ist ein Kuriosum der Filmgeschichte: ein Coming-of-Age-Drama eines Regisseurs der polnischen Nouvelle Vague, das im London der Swinging Sixties spielt, in London, aber auch teilweise in den Bavaria-Studios gedreht wurde, und das zumeist mit Antonionis <<TEXT:UNTERSTRICHEN>„Blow Up“ und Polanskis „Ekel“ kontextualisiert wird – für Polanskis „Das Messer im Wasser“ etwa schrieb Skolimowski das Drehbuch. Die Filmmusik stammt außerdem vom britischen Multi-Instrumentalisten und Singer-Songwriter Cat Stevens, sowie von der Kölner Krautrockinstitution Can. Diese vermögen eindrücklich die psychosexuell aufgeladene Thrilleratmosphäre zu verstärken, in die der Film hineindriftet. Mikes verwirrter Zustand, der sich in seiner Erregung sukzessive steigert, ist wohl das augenfälligste Merkmal dieses immer manischer werdenden Bewusstseins, das in seinem Begehren Grenzen zunehmend überschreitet. So kulminiert der Film in eine wunderbare Szene im Stadtpark, in der sich der Protagonist, unfähig, Ruhe zu finden, die Kleider vom Leib reißt, frech an einem Laufwettbewerb seiner alten Schule teilnimmt, um schließlich in Unterwäsche bei Minustemperaturen die angebetete Susan zu bedrängen. Als sie sich wehrt, verliert sie den Diamanten aus dem Ring ihres Geliebten, der in den Schneekristallen unauffindbar untergeht. Doch Mike hat eine Idee: Sie sammeln allen Schnee in Plastiktüten, brechen in die verschlossene Badeanstalt ein, und schmelzen ihn unter den großen Scheinwerfern der Deckenbeleuchtung.
Im großen, leeren Becken der Anstalt kommt es dann auch zum Beischlaf, doch Susan ist eine Erwachsene, die sich nicht weiter auf den deutlich Jüngeren einlassen will. Der reagiert also entsprechend aggressiv, und so beginnt ein beinahe surreales Ende, in dem sich das Blut, die Farben und die Wahnvorstellungen vermischen und überlagern. Bezeichnend ist Skolimowskis Zurückhaltung hinsichtlich einer moralischen Wertung: eine klare Botschaft vermittelt er nicht. Vielmehr pendelt der Film in diesen abschließenden Szenen in Richtung Exploitationkino und konfrontiert den Zuschauer mit gewagten Kameraperspektiven, die das Begehren des Betrachters auf ihn selbst zurückwerfen. Verstörend endet „Deep End“, ein Film, in dem die Erwachsenen der Jugend die Unschuld rauben.
Neben dem Hauptfilm findet sich ein ausgezeichnetes Making-of samt Interviewszenen auf der DVD. Eine deutsche Untertitelspur fehlt leider.