Aus dem Off spricht ein Mädchen über seine Vergangenheit. Seine Stimme, die wie aus einem jenseitigen Raum zu kommen scheint, richtet sich dabei an den Vater. Erinnerungen an gemeinsame Sommerferien mit langen Nächten und vielen ungewohnten Freiheiten stehen, sich mehrmals wiederholend, im Mittelpunkt, während die Kamera aus subjektiver Sicht schwebend durch ein Waldgebiet streift. Die irritierend undeutliche, leicht unheimliche Atmosphäre, die Sandra Wollner in ihrem eigenwilligen, teils verstörenden Film „The trouble with being born“ von Anfang an etabliert, deutet zunächst auf eine Art Geistergeschichte. Denn mehrmals wünscht sich die körperlose Stimme, es möge für immer Sommer sein. Doch zehn Jahre sind vergangen, seitdem sie verschwunden ist.
Erst als die Kamera das Dickicht des Waldes verlässt, um auf dem angrenzenden Anwesen eines Bungalows mit Swimmingpool anzukommen verändert sich die Perspektive. Hier lebt offensichtlich Georg (Dominik Warta), der Vater des Mädchens, zurückgezogen und ohne soziale Kontakte ein Inseldasein. Gesellschaft leistet ihm ein 10-jähriges Mädchen, das er Elli (Lena Watson) ruft und das eine merkwürdig monotone, irgendwie gleichgültige Ausstrahlung zwischen Präsenz und Abwesenheit besitzt. Georg könnte der Vater von Elli sein. Die beiden schauen zusammen Fernsehen, verbringen gemeinsame Zeit am Pool. Einmal fotografiert der Vater seine mutmaßliche Tochter in lasziven Posen, ein anderes Mal wird eine Liebesnacht zwischen den beiden angedeutet. Als Elli leblos im Pool treibt, wird sie von Georg eher unaufgeregt herausgefischt und „reanimiert“. Offensichtlich handelt es sich dabei um eine Art „Neustart“, denn Elli ist ein Android.
Als programmierte Maschine in Menschengestalt sagt das Kind: „Ich bleib‘ für immer bei dir.“ Georg hat den Roboter offensichtlich mit Erinnerungen, Sehnsüchten und Träumen „gefüttert“, die eine verlorene Beziehung aus seinem früheren Leben wachrufen und kompensieren. Er trauert um einen Verlust, indem er diesen künstlich am Leben erhält. Manchmal erscheint Elli wie eine Vision, die ins Dunkel starrt, ohne Wünsche, Sehnsüchte und Träume. Als sie plötzlich im Wald verschwindet, um kurz darauf in einem anderen Leben aufzutauchen, endet für Georg die Geschichte, während für Elli, umprogrammiert zu einem kleinen Jungen namens Emil, eine neue beginnt. Fortan bewegt sich der Roboter an der Seite einer alten Frau (Ingrid Burkhard), die ihren vor sechzig Jahren tödlich verunglückten Bruder vermisst. Emil wird zu dessen Stellvertreter, reproduziert zugleich auf irritierende Weise aber auch nicht gelöschte Erinnerungen aus Ellis Leben.
In Ellipsen und experimentellen Erinnerungsschleifen erzählt Sandra Wollner von der Erfüllung eines programmierten und deshalb unmöglichen Schicksals. Denn die prinzipielle Unendlichkeit der „intelligenten“ Maschine steht im harten Kontrast zur Begrenztheit ihrer menschlichen Besitzer. Auf der visuellen Ebene übersetzt die österreichische Regisseurin diese Ambivalenz, indem sie dem quadratischen Bildformat ihres abgründigen Films eine Vielzahl unterschiedlicher Flächen einzieht, die als Projektionsräume fungieren. Das reicht vom Pool und der Innenarchitektur des Bungalows bis hin zu Parkplätzen und Supermärkten, die in eine kalte, nebelverhangene Atmosphäre getaucht sind.
Gelenkte Blicke, harte Ton-Montagen und ein monotones Geschehen führen die Betrachter immer wieder gezielt in einen rätselhaften Bereich jenseits der Realität als einem Sammelpunkt des Unbewussten. Davon kündet nicht nur die virtuelle Flucht der Figuren aus einer fragilen Wirklichkeit, sondern auch die akustische Agonie jener gleichgültigen, letztlich identitätslosen Maschine, die diese imaginäre Ersatzrealität speichert und dabei eine Grenzenlosigkeit verspricht, die für den Menschen Illusion bleiben muss.