The Blair Witch Project‚ war 1999 der Auftakt zu vielem: Online-Ausfransung von Kino, virale Werbung für Konzeptfilme, Found Footage-Horror, Popularisierung von Mockumentary und Wackelkamera. Und es war ein toller Schocker (sowieso das bessere Dogma-Kino) wie auch prägnante Bildwerdung eines medienhistorischen Moments: Es gab gerade soviel an Video für alle (und Netz für manche), dass alles mögliche gezeigt werden konnte, eben auch Bilderspuren dreier Slacker beim Rumtorkeln, Einander-Dokumentieren, Nuscheln und Kreischen in den Black Hill Forests von Maryland, aber doch so wenig, dass davon fast nichts wahrzunehmen war: nur Rauschen in Wald, Bild und Ton. Nix mit Hex.
Und nun (nach der üblen Überraschungserfolgs-Exploitation-Nicht-Fortsetzung von anno 2000) das Streber-Sequel ‚Blair Witch‘ vom an sich okayen Horrorhommagenjungmeister Adam Wingard: Hexenwald-Aufmarsch der Schönen in Teamstärke und unter Drones, mit Drohne und Fußfäulniswurm; Wackeln, Glitch und Kreisch im Dunkeln als Klassizismus; Endlosfinale im Handabdruck-Haus. Wo einst perfide Krudheit und Mangelökonomie waren, regieren nun Verfügbarkeit, Stilwille, richtige Regie und mäßiger Grusel. Daraus die Lehre: Es fehlt die Leere. Am besten kommt immer noch Lichtflattern auf dichten Blättern. Auch diesmal heißt es markenzeichenhaft ‚I´m so sorry!‘. Ja, eh ist’s schad.