Von einem Tag auf den anderen ist für Magda (Penélope Cruz) alles anders. Eben ist die Madrider Lehrerin arbeitslos geworden und ihr Mann, ein Philosophieprofessor, mit einer seiner Studentinnen verreist, als sie bei einer Untersuchung erfährt, dass sie an Brustkrebs erkrankt ist. Zur gleichen Zeit erlebt der Talentscout Arturo (Luis Tosar), der für Real Madrid arbeitet, einen schweren Schicksalsschlag, als erst seine Tochter und kurz darauf seine Frau an den Folgen eines Verkehrsunfalls stirbt.
Die parallele Setzung dieses angehäuften, bald miteinander verschränkten Unglücks in Julio Medems neuem Film „Ma Ma – Der Ursprung der Liebe“ erscheint arg strapaziert. Im filmischen Kosmos des spanischen Regisseurs, der von jeher mit narrativen Symmetrien, symbolischen Entsprechungen und der Verschränkung gegensätzlicher Motive arbeitet, ist die ästhetische Konstruktion allerdings ein gewichtiger Teil der Handlung.
Dazu gehört auch, dass diese im Jahr 2012 angesiedelt ist, als Spanien eine schlimme Wirtschaftskrise durchmacht und zugleich Fußball-Europameister wird. Wenn sich also Magda und Arturo in einem Sportstadion treffen, wo Magdas talentierter Sohn Dani (Teo Planell) Fußball spielt, sind sie zwei Verwundete, die sich in ihrem Leid und Schmerz gegenseitig stützen. Während Magda nach Chemotherapie und Operation allmählich genest, werden die beiden ein Paar, ziehen zusammen und bilden eine Ersatzfamilie. Dabei bleibt Magda immer mutig dem Leben zugewandt. Diese Haltung verstärkt sich noch, als die Krankheit zurückkehrt und Magda auch noch schwanger wird.
Mit kunstvoll-geschmeidigen Vorausblenden erzeugt Medem eine eng verzahnte Erzähl- und Zeitstruktur und holt damit immer wieder Zukünftiges in die Gegenwart, als wäre es ein Teil von ihr. So wird das Handeln, das sich in Medems emotionalem Film in einem ständigen Austausch und ganzheitlichen Ausgleich der Kräfte und Energien vollzieht, von einer prinzipiellen Hoffnung getragen. Inspiriert von Thomas Schüttes Plastik „Bronzefrau Nr. 6“ und Gustave Courbets berühmtem Gemälde „Der Ursprung der Welt“, ist Julio Medems „Ma Ma“ deshalb vor allem eine filmische Verehrung der Frau und Mutter sowie eine „Ode an das Leben“ im Hier und Jetzt.