„After one look at this planet any visitor from outer space would say: ‚I want to see the manager!‘“ Dieses Motto haben sich Hannes Lang (Regie) und Mareike Wegener (Buch) von William S. Burroughs geborgt, aber die Pointe dieser so cleveren wie stilbewussten Dokumentation liegt nicht so sehr in der Suche nach einem Verantwortlichen, sondern in der Registrierung des globalen Umgangs der Verantwortungslosen mit ihrer aktuellen Lebenssituation und ihren Hoffnungen und Träumen.
Da gibt es dann weitere Pointen, wenn ein suboptimal gekleideter Broker in Mumbai davon erzählt, dass die gegenwärtige Finanzkrise die Karten der globalen Wirtschaftsordnung neu mischt und man besser nicht länger auf die G8-Länder guckt. Die Zukunft liege in China, Indien und Brasilien. Der Mann, der mitten im Müll eines Slums steht, nennt Zahlen und formuliert kühne Thesen, denkt man, während die Kamera Fahrt aufnimmt und sich der Blick allmählich weitet, bis im Hintergrund hypermoderne Architektur sichtbar wird. Eine tolle Metapher! Aber auch ein Beweis der Richtigkeit der Spekulationen des Brokers?
In den bolivianischen Anden werden die Hoffnungen der Bewohner durch Lithiumfunde geweckt. In China ist man schon einen Schritt weiter: hier müssen die Wünsche nach einem eigenen PKW als kontraproduktive Begehrlichkeiten staatlich reglementiert werden. Neuzulassungen werden mittels einer Lotterie vergeben; die Chance auf einen Gewinn beträgt 1%. In Detroit ist man schon einen Schritt weiter: wenn man ohnehin offenbar die Freiheit besitzt, alles zu manipulieren, dann kann man vielleicht auch einmal über die technologische Ermöglichung von Unsterblichkeit nachdenken, oder? Transhumanismus lautet das Stichwort. Die „Tür der Erleuchtung“ stehe schließlich weit offen, heißt es.
In Pompeji können sich Touristen mit einem Gladiator fotografieren lassen: Dienstleistung im Themenpark „Geschichte“. Albern und wenig profitabel. Während in den USA etwas eskapistisch über Transhumanismus als Utopie nachgedacht wird, werden in Mitteleuropa die Alten und Kranken nach Thailand outgesourced. Dienstleistung mit Zukunft. Wird es jetzt polemisch?
Der Film endet in Caracas, wo Obdachlose eine Hochhausruine besetzt haben, um die Regierung auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Geholfen wurde ihnen bislang nicht, aber geräumt wurde auch nicht, so dass hier ein sozialer Raum entstanden ist, der von Armut, aber auch von Improvisation und Pragmatismus erzählt. So materialreich und sinnlich ist „I Want To See The Manager“ als Choreografie von Ungleichzeitigkeiten geraten, dass man den Film vielleicht nicht unbedingt auf eine bebilderte These vom Wandel der globalen Machtverteilung verkürzen sollte. Es mag schon sein, dass das (Über-)Leben in Schwellenländern besser auf die Zukunft vorbereitet hat, als der letztlich recht kurzfristige Luxus der Industriestaaten der ersten Welt. Wenn, wie in Caracas, das Leben in den nicht vollendeten Kathedralen des Finanzkapitalismus weitergeht, dann könnte man diesen Film tatsächlich für Science Fiction ohne Transhumanismus, aber im Transitorischen, Nomadischen halten.