Zweifellos ein aufwändiges Produkt aus dem Genre der 'wichtigen' Filme. Regisseur Oliver Hirschbiegel (Der <<TEXT:UNTERSTRICHEN>Untergang') informiert über das Leben des Attentäters Georg Elser und seine Tat. Im November 1939 hatte er eine Bombe im Münchner Bürgerbräukeller entzündet, leider 13 Minuten nachdem Hitler das Rednerpult verlassen hatte. Aus ist es mit der halbsonnigen Jugendzeit im schwäbischen Dorf. Elser „der Stenz“, wird Sympathiefigur. – Im zweiten Teil wird Elser (Christian Friedel), Opfer der Gestapo und der SS, ausgiebig gefoltert und im April 1945 im KZ Dachau erschossen. Auch sein Gestapo-Vernehmungsbeamter (Burghart Klaußner), wurde, wie wir zum Schluss überraschend erfahren, umgebracht. Er hatte, aha, 1944 zu den Führerattentätern gehört.
Wie nun? Der Film endet mit 2 Attentätern? Lernen wir, dass von den beiden Nazifolterbeamten der eine böse (SS), der andere (Gestapo) gut ist? Und das alles im Film schnell dahingesagt? Immerhin baut der Film vor dem Galgenende eine prime-time-würdige Empathieszene auf, in der der sympathische KZ-Wächter (Michael Krantz) mit den Tränen kämpft. Ja, das geht zu Herzen. Aber grade weils hier funktioniert, wird deutlich, dass der Film, so viel bunte Bilder und sich jagende Szenenwechsel er auch zeigt, den handelnden Personen niemals nahekommt.
Hirschbiegel hat sich zu viel vorgenommen, andererseits zu viel ausgespart. Immerhin ist alles bis zum Anschlag ausgeleuchtet und prononziert gesprochen (federführender Koproduzent ist der SWR). Bloß, wenn schon deutlich davon gesprochen wird, dass Elser Rotfrontkämpfer und KPD-Wähler war, dann möchten wir ein wenig mehr wissen, als dass er im guten schwarzen Ausgehanzug mit nagelneuem Hut ins dörfliche Festzelt geht, um kleidungsmäßig gegen die uniformierte Volksgemeinschaft zu demonstrieren, die sich dort um den Volksempfänger schart, um der Führerrede zu lauschen. Und der Arbeiter Elser, voll im Bürgerlook, lauscht jetzt mit.
Viel Platz und Zeit für Ungereimtes, kaum Platz und Zeit für Verständigung mit dem einsamen Helden Elser. Der Film ist der guten Absichten voll, volkspädagogisch sicherlich 'wichtig', aber halt oberflächlich.
Dieser Text ist zuerst erschienen in Konkret 04/2015