Wie unlängst bei ähnlicher Gelegenheit erwähnt, leidet die aktuelle deutsche Komödie nicht nur unter ihrem eingeschränktem oder zu gut versteckten Humor, sie schert sich vor allem schon mal so was von gar nicht um Logik, respektive Plausibilität. Doch wer hätte es gedacht: Auch wo der Mensch lachen soll, da will er ein logisches Fundament, damit es halt spaßig zusammenbrechen kann. Wo schon ein Fundament fehlt, da mangelt es an komischen Highlights, wenn dieses nicht existierende Ding nochmal demontiert werden soll.
Man fasst sich doch nur an den Kopf und will nicht glauben, alleine, was für Drehbücher so den lieben langen Tag geprüft und für gut und verfilmbar befunden werden. Im Fall von „Leg ihn um!“ macht schon die Grundidee so wenig Laune, weil so wenig Sinn, dass man den Eindruck hat, die deutsche Filmindustrie legt es derzeit geradezu drauf an, ihre Zuschauer danach zu testen, wie viel Blödheit man ihnen eigentlich noch unbemerkt unterjubeln und zugleich damit unterstellen kann. (Ich fürchte nur, mit Grund zu viel …)
Der große Mime Hans-Michael Rehberg (2 „Kommissare“, etliche Male „Der Alte“, jedoch auch Kino-Events wie Klicks „Supermarkt“, Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“ oder „Schindlers Liste“) jedenfalls wohnt in einem Landhäuschen, hat verstreute vier Kinder mit drei Partnern, von denen allen übrigens einer unausstehlicher ist als der andere, wirklich „people that you’d love to hate“ (was dann schon die größte Stärke des Films ausmacht), und aufgrund eines nicht näher bezeichneten Krebses nicht mehr lange zu leben. Da er auch nicht gerne lange leiden will, lässt er die drei Ältesten via Privatsekretärin wissen, dass nur der ihn beerben darf, der ihn innert der nächsten Woche oder so um die Ecke bringt. Und weil er mindestens so ein Kotzbrocken ist wie seine Kinder, würde, so zeigt sich, eine eventuelle gegenseitige Zuneigung der Tat nicht im Wege stehen. Um den Mord am Papa dann auch noch verifizieren zu können, muss das mordende Kind übrigens noch den Hergang bitte auf Video aufzeichnen.
Punkt. Enough said. Ich habe keine Lust, den Ablauf weiter zu beschreiben, weil alleine diese Prämisse und weil deren selbstverständliche Akzeptanz und Nichthinterfragung durch diese idiotischen Kinder und durch das Drehbuch und durch die Regie schon den gesamten Film hindurch für mich die reine Zumutung waren.
Übrigens braucht sich dieser eine unglaubwürdige Initial-Schwachsinn nicht einsam zu fühlen, alle drei Minuten wartet der Film mit neuen abwegigen Drehbuchlöchern auf und gesteigert werden diese nur noch durch das, was man wohl für eine „bestens aufgelegte“ Crew gehalten hat. Der „Spontaneität“ und der „emotionalen“ Improvisation wurden offenbar Tür und Tor geöffnet, um den Film wohl wenigstens im Bereich der Performance realistisch wirken zu lassen, wenn schon im Bereich der Story nichts funktioniert; und was wir dann da haben, sind Schauspieler, denen erlaubt wurde, alles raus zulassen, speziell ihre Sau. Und das klingt hoffentlich so, wie es klingt, nämlich doch eher so, dass man es nicht gesehen haben will.
Zum crowd-funding, welches der übrigens reichlich amateurhaft fotografierte Film offenbar bedurfte, wie im Abspann zu lesen ist, gesellt sich auch product placement: Der Hagebaumarkt glänzt unangenehm durch quälende Sekunden zu langes Einblenden seines Firmenschildes und eine Jack Wolfskin-Jacke trägt die doch eher triste Jack-Wolfskin-Wirklichkeit unseres Straßenbildes nun leider auch auf die Leinwände der Jack-Wolfskin-infizierten Cineplexxe – oder eben auch nicht?
Dass der Film vom Inhalt und Ambiente her und wohl auch von der Handlungsidee (verkorkster Vater lädt verkorkste Kinder in sein Landhaus, wo die Masken fallen) her im weitesten Sinne in Richtung Thomas Vinterbergs “Das Fest“ tendiert, demonstriert leider einmal mehr und deutlicher, wie groß das Gefälle ist. Aber was rede ich: Enough said, jetzt wirklich! Und tschüss „Leg ihn um!“!