Der Film nähert sich seinem Sujet aus der Vogelperspektive und etabliert damit einen stimmungsvollen, visuell eindringlichen Rahmen. Im Cinemascope-Bild erstreckt sich eine schneebedeckte Stadtlandschaft, durchzogen von Rauchschleiern, bis zum Horizont. Das Dämmerlicht einer kalten, klaren Wintersonne lässt Stockholm als erstarrte, unbelebte Eiswüste erscheinen. Fremd und abweisend, geheimnisvoll und verloren ist diese Welt, ja geradezu in Schlaf und Vergessen versunken. Bis im Wechsel zur Nahaufnahme eine schnelle, kurze Montage aus Messerstichen und Blut diese trügerische Ruhe aufschreckt und den unvermittelten Auftakt zu einer brutalen Mordserie setzt. Inszeniert ist das als zeichenhaftes Genreversatzstück und als kriminalistische Beschwörungsformel fern der Realität, die im weiteren Verlauf der Geschichte trotzdem immer wieder das Erzählen stabilisieren soll, das insofern zweigleisig verfährt. Weil sich der Score der Eröffnungssequenz nahtlos auch über die Bilder der Bluttat legt, erscheint diese unbeabsichtigt als etwas Beiläufiges, fast Nebensächliches.
In Lasse Hallströms Literaturverfilmung „Der Hypnotiseur“ ist der Rahmen tatsächlich eindrucksvoller als der Inhalt. Und auch auf inhaltlicher Ebene muss man die Aufklärung der Morde eher als erzählerisches Vehikel für die Bearbeitung einer krisenhaften Ehe- und Familiengeschichte verstehen. Die Familie steht dann allerdings gleich in mehrfacher Hinsicht im Zentrum des Interesses. Um die Hintergründe des Verbrechens und den Täter zu ermitteln, nimmt Kommissar Joona Linna (Tobias Zilliacus), eine etwas blasse Figur, die zudem ziemlich viele Klischees polizeilicher Arbeit erfüllen muss, Kontakt auf zu dem umstrittenen Arzt und Traumatologen Erik Bark (Mikael Persbrandt). Dieser soll mit dem Mittel der Hypnose einen Jungen befragen, der seit der schrecklichen Ermordung seiner Eltern und einer jüngeren Schwester im Koma liegt. Als Eriks Sohn Benjamin kurze Zeit später unter mysteriösen Umständen entführt wird, entwickelt sich der Film unter überraschenden Wendungen und mäßiger Spannung einerseits zum Psychothriller.
Andererseits skizziert Hallström in einem etwas realistischeren Modus durch die Einführung seines Titelhelden das Bild einer in Auflösung begriffenen Ehe. Die Malerin Simone (Lena Olin) hat das Vertrauen in ihren Mann verloren, seit dieser sie mit einer Kollegin betrogen hat. Außerdem steckt Erik in einer beruflichen Krise und schluckt, von Schuldgefühlen verfolgt, starke Schlafmittel. Wie ein nur Halbwacher aus einer Zwischenwelt geht diese Figur durch den Film. Als eine Art somnambuler Traumdeuter wird Erik in mehrfacher Hinsicht zwischen Bewusstem und Unbewusstem vermitteln und schlafende Erinnerungen wecken. Dieser Durchbruch dient sowohl der Lösung des Kriminalfalles als auch der Wiederherstellung des familiären Status quo. Lasse Hallström erzählt das routiniert, durchaus nicht vorhersehbar, aber auch nicht immer stringent und schlüssig. Vor allem aber entschärft und vertreibt er mit einem allzu forcierten Happyend die Dunkelheit einer abgründigen Parallelgeschichte, die von einer verstörend krankhaften Mutterliebe handelt.