„Kommen große Kriege
Wer ist gut, wer böse
Der Erlöser ist schon lange tot
Neue Völker kommen
Alte Völker müssen gehn“
– F.S.K., Fragen der Philosophie –
Josef hat schon bessere Zeiten gesehen. Mit Mitte 60 steht er alleine da: Sohn tot, Frau tot, riesige Villa an der Backe. Ihm bleibt als Trost nur der tägliche Besuch auf dem Friedhof. Dort begegnet ihm eines Tages eine Frau, die sich als Cousine seiner verstorbenen Frau vorstellt und Josef sehr freundlich begegnet. Josef erinnert sich nicht. Bei der nächsten Begegnung hat Nina, so der Name, ihren erwachsenen Sohn Simon dabei, der wiederum seine Frau Milena und deren Sohn Marco einführt. Es ist eine bunte, muntere Truppe, die sich allmählich in Josefs Villa einfindet und schließlich auch dort einzieht.
Josef, dem sichtlich sein Élan vital abhanden gekommen ist, ist ein guter Gastgeber, weil ihm die Vitalität seiner Gäste gut tut. Fast schon aufreizend symbolisch nimmt man das angegammelte Schwimmbad der Villa mit „Hallo“ wieder in Betrieb. Schließlich taucht auch noch Ninas Lebensgefährte Konstantin auf, ein Anwalt für Menschenrechte, der in der Villa sein Büro eröffnet, was noch ein paar mysteriöse Figuren aufs Gelände spült. Man feiert ausgelassene Feste, trinkt Wodka, hat Sex, meint Balkan-Beats zu hören. Lebensfreude galore, doch dann stellen sich erste Irritationen ein.
Allmählich wird Josef alles etwas zu viel, doch die »Invasoren« sind von ausgesuchter Höflichkeit. Als Josef seine Gäste schließlich auffordert, wieder abzuziehen, lautet die überraschende Antwort: „Endlich bist du soweit! Du musst dich verteidigen, sonst gehst du mitsamt deiner Kultur unter!“ Ein Erziehungsroman? Plötzlich kippt die buntscheckige Multi-Kulti-Komödie ins Parabolische: dachte man bislang noch, dass Josef heimlich, still und leise okkupiert wird, so erwacht jetzt recht unvermittelt sein Widerstandsgeist! Josef nimmt den Kampf auf und macht am Ende seinen Schnitt, der den zentralen Konflikt des Films in anderem Licht erscheinen lässt.
Dito Tsintsadze („Lost Killers“, „Schussangst“, „Der Mann von der Botschaft“), ohnehin ein Meister des Ungefähren und produktiv Offenen, gelingt eine erstaunliche Gratwanderung zwischen Realismus und Parabel: der Zuschauer mag sich selbst entscheiden, ob er es lieber als subtiles Kammerspiel oder als abstrakten Kulturkampf hat. Am Schluss taugt die titelgebende Invasion leider nur zum vitalen, aber letztlich hilflosen Opfer des kapitalistischen Vampirismus. Der Osten muckt kurz auf, fordert heraus, spielt mit Klischees, liefert Stichworte und doch letztlich, wenn es drauf ankommt, nur frisches Blut für eine nur scheinbar sterbende Klasse. Formuliert von einem aus Georgien stammenden Regisseur ist das ein ziemlich starkes Stück. Ob es nun selbstreflexiv oder bloß selbstmitleidig ist, lassen wir jetzt einmal offen.