Julie Delpy versteht sich hervorragend auf das abgründige Spiel mit der Selbstironie. Auch in ihrer neuen Komödie „2 Tage New York“, dem Gegenstück zu ihrem früheren Film „2 Tage Paris“, gelingt dies deshalb so gut, weil sich die französische Schauspielerin und Regisseurin in der zentralen Rolle selbst besetzt hat. Respekt- und tabulos gegenüber sich selbst und ihrem Alter Ego Marion Dupres inszeniert sie die allzu menschlichen, tief im alltäglichen Leben wurzelnden Spleens und Neurosen ihrer gestressten Heldin und zeigt sich darin schlagfertig wie Woody Allen. Zugleich hält sie dem gesellschaftlichen Zeitgeist, seiner angeblichen Liberalität und Toleranz, den Spiegel vor, indem sie seinen normierten Wahnsinn und seiner geradezu institutionalisierten Angst mit intelligentem Witz und Spott belegt. Dabei dreht sich erneut alles um Sex. Oder anders gesagt: Der Körper und das Geschlechtliche determinieren über alle kulturellen Differenzen hinweg das Fühlen, Denken und Handeln der Menschen.
Mentalitätsunterschiede, kulturelle Gegensätze und sprachliche Kommunikationsbarrieren sind auch dieses Mal die treibende Kraft für Handlungsturbulenzen und einen geschliffenen Wortwitz. Marion, die in New York als Fotografin arbeitet, bereitet gerade eine Ausstellung vor, zu deren konzeptkünstlerischem Bestandteil (als parodistischer Seitenhieb auf den Kunstbetrieb) auch der Verkauf ihrer Seele gehört, als ihre Familie aus Paris zu einem Kurzbesuch eintrifft. Doch zunächst bleibt ihr verwitweter Vater Jeannot (Albert Delpy) mit geschmuggelten Wurst- und Käsewaren im Zoll hängen; und dann hat ihre exhibitionistische Schwester Rose (Co-Autorin Alexia Landeau) mit dem kiffenden Aufschneider Manu (Alex Nahon) auch noch einen Liebhaber aus Marions früherem Leben im Schlepptau. Die Konflikte, in Wortgefechten auf engem Raum verdichtet, sind also vorprogrammiert. Und das Klischee von den kulturell verfeinerten Franzosen wird dabei kräftig gegen den Strich gebürstet.
Als Barbaren aus einem früheren Jahrhundert erscheinen diese in den Alpträumen von Marions Freund Mingus (Chris Rock), dem Hauptleidtragenden. Den Radiomoderator trennen nämlich nicht nur Hautfarbe und Sprache von seinen Artgenossen aus Übersee, sondern auch die Manieren. Dazu kommt noch, dass er seine Freundin, die schimpfend und handgreiflich mit ihrer Familie kommuniziert, plötzlich kaum wieder erkennt. Deren krisenhaftes Leben nach Trennung und Schwangerschaft, flankiert von verhindertem Sex und von mäßigem beruflichem Erfolg, stehen eigentlich im Zentrum des Films. Mit ihren Fotos dokumentiert Marion ihre „Beziehungsentwicklung“ und beansprucht für diesen dargestellten „Mikrokosmos“ zugleich Allgemeingültigkeit. Und so erzählt Julie Delpy, filmisch verspielt, konfus und unbekümmert, entgegen der Absicht eher nebenbei von der anvisierten „Liebesgeschichte mit Happy End“. Das Puppenspiel in der Rahmenhandlung hält diesbezüglich nur notdürftig die teils losen, teils wirr geknüpften Erzählfäden zusammen. Als witzige, tempogeladene Nummernrevue funktioniert der Film jedoch recht gut.