„Dumm ist der, der Dummes tut“, wusste schon Forrest Gump, und in dieser Hinsicht ist Ned wahrlich der Idiot des Titels, der für den Verkauf von Marihuana an einen Polizisten mal eben für ein paar Monate in den Knast wandert. Danach hat seine Freundin einen Neuen und verjagt ihn vom gemeinsamen Ökobauernhof, seinem angestammten, überschaubaren Biotop. Einzig Willie Nelson bleibt ihm noch, sein treuer Golden Retriever, mit dem sich der Neo-Hippie sanft in den gut gepolsterten Schoß seiner entfremdeten Familie fallen lässt.
Kein schlechter Ausgangspunkt für eine hübsche Social-Clash-Komödie, möchte man meinen, und hat dabei längst den liebenswerten Slacker ins Herz geschlossen – erst recht, wenn er mit dem sauertöpfisch-britischen Teil der stocksteifen Sippe zusammenprallt. Paul Rudd, der bislang zumeist solide seinen Stiefel in der zweiten Reihe heruntergespult, hin und wieder sogar das Mädchen abbekommen hat (Reese Witherspoon! Michelle Pfeiffer!), ist die Spielfreude angesichts des Drehbuchs, das ihm auf den schmächtigen Leib gezimmert wurde, durchweg anzumerken – und er dankt es mit einer solch charmanten Performance, der lediglich die übelsten Zyniker nichts abgewinnen könnten.
Dieser größte Pluspunkt des Films fordert allerdings zugleich auch seine massivste Schwachstelle heraus: In der gängigen Komödienarithmetik, der sich „Our Idiot Brother“ auf bisweilen allzu überkandidelte Weise unterwirft, sind Neds drei Schwestern allesamt frustrierte, verklemmte, verbissen karrieresüchtige Furien, die zu ihrem Glück gezwungen werden müssen und natürlich nicht ansatzweise erkennen, wenn es in Form ihres vertrauensseligen, herzensguten Bruders vor ihnen steht. Die Läuterung der sträflich unterforderten Zooey Deschanel, Elizabeth Banks und Emily Mortimer bildet dabei den Zuckerguss, den man gerne schon vorab heruntergekratzt hätte, bevor er klebrig hängenbleibt.
Aber möglicherweise muss das auch so sein, wenn man neben gefälligem Entertainment noch eine kleine Moral unters Volk mischen möchte, die von der Bedeutung des Andersseins für ein Sozialgefüge, einer Familie mithin, erzählt und in ihrem ganz eigenen Happy End, das selbstredend von Beginn an so sicher scheint wie das Amen in der Kirche, eine große integrative Kraft verströmt. Dass sich sogar für geborene Außenseiter wie Ned ein passgenauer Platz in der Gesellschaft findet, hat letztlich etwas ungemein Tröstendes.