Getarnt als Assistent des US-Botschafters in Paris führt der junge und unerfahrene Geheimagent James Reese (Jonathan Rhys Meyers) ein ruhiges Leben. Das ändert sich, als ihm sein neuer Partner vorgestellt wird. Der US-Amerikaner Charlie Wax (John Travolta) ist ebenso egozentrisch wie ordinär und laut. Trotz anfänglicher Probleme rauft sich das ungleiche Paar bei ihrer Jagd nach Drogenhändlern und Terroristen zusammen. Bald entdecken sie, dass Reeses Verlobte Caroline (Kasia Smutniak) in den Fall verwickelt ist.
Luc Besson hat ein Händchen für Fließbandware und B-Filme. Seit fast dreißig Jahren produziert der Franzose parallel zu seinen eigenen Regiearbeiten europäische Genrefilme. Serien wie die 'Taxi'- und 'Transporter'-Filme waren äußerst erfolgreich, zuletzt avancierte Pierre Morels harter Rachethriller '96 Hours' zum Überraschungshit. Mit 'From Paris With Love' hat das Team Morel-Besson nun einen weiteren Thriller abgeliefert, der wie gewohnt in einem irrealen Paris zwischen Postkartenmotiven und Banlieue-Tristesse angesiedelt ist.
Die Geschichte vom ungleichen Männerpaar, das seine anfängliche Abneigung im Kampf gegen einen gemeinsamen Gegner überwindet und schließlich zu Freunden wird, ist schon unzählige Male erzählt worden. Wie so oft sind auch hier die Gegensätze kultureller Art. Der intellektuell-distinguierte Jungagent James hat sich in Paris an die Vorzüge einer europäischen Metropole gewohnt und genießt das süße Leben zwischen Hochkultur, französischer Küche und Schachpartien mit seinem begriffsstutzigen Chef. Travolta dagegen tritt als Zerrbild des amerikanischen Touristen in Europa an. Wie ein Bulldozer walzt er mit lärmigem Gehabe durch Paris und erweist sich noch beim Drogendeal im Vorstadtghetto als Elefant im Porzellanladen.
Lustvoll gibt Travolta mit Glatze und Henriquatre-Bart zurechtgemacht die Rampensau – mit affektierten Gesten und expressiver Mimik, rüpelhaftem Benehmen und Chuzpe. Das alles ist immer mehr als eine Nuance zuviel und deutlich als Zitat seiner Rollengeschichte angelegt. Wie in 'Schnappt Shorty' ist Travoltas Charlie Wax ein cooler Killer, wie zuletzt in 'Die Entführung der U-Bahn Pelham 123' legt der Star sein Schauspiel als überzogene Camp-Performance an. Einmal verlangt er in einer offensichtlichen Anspielung auf Pulp Fiction' nach einem 'Hamburger Royal'. Dabei degradiert er seinen aus 'Match Point' bekannten Schauspielkollegen Rhys Meyers zum Nebendarsteller.
Aus den kulturellen Gegensätzen und den unterschiedlichen Schauspielstilen erwachsen durchaus einige amüsante Scherze. Auch technisch ist 'From Paris With Love' kompetent umgesetzt und bietet fulminante Actionszenen. Ärgerlich ist jedoch der dummdreiste Sexismus des derben Buddy-Movies, in dem selbst der Tod der Lebenspartnerin mit einem Achselzucken quittiert wird. Wer sich an solchen Geschmacklosigkeiten nicht stört und von einem gelungenen Kinoabend viel Geballer und zynische One-liner erwartet, ist hier allerdings bestens aufgehoben.
Dieser Text ist zuerst erschienen auf www.br.de