Wölfe lassen sich gut melken, ebenso die Landschaften und Plotregister, in denen das in schicker Körnigkeit und ausreißenden Farben gedrehte Abenteuer-Horrorfilmhybrid „The Grey – Unter Wölfen' sie platziert. In endlosen Schneewüsten, Wäldern und nervenaufreibend zu überquerender Schlucht samt reißendem Flüsschen agiert der Wolf per Umzingelung im Rudel oder jähem Biss aus dem Nichts; er jault und knurrt, was das Sounddesign hergibt, er lässt Augenpaare aus dem Dunkel leuchten, als wäre dies ein Slasherfilm mit unsichtbarem Killer.
Grauenhaft sind sie, die Grauen, aber das gilt auch für die nicht minder angegrauten Zweibeiner, auf die sie Jagd machen: eine kleine Gruppe kerniger Ölkonzernarbeiter um die Vierzig, auf dem bierseligen Flug über Alaska abgestürzt, nunmehr auf der Flucht vor Hunger, Frost und Isegrim. 'Men unfit for society' nennt sie der in McGyver-hafter Routine bescheidwissende Held, der recht ausgiebig sinniert, entweder mit sonorer Intimstimme im inneren Monolog direkt in unser Ohr oder etwas vehementer vor versammelter Mannschaft; ihn spielt der mittlerweile ganz ins Actionf(l)ach gewechselte Liam Neeson in seiner nunmehr zweiten Hauptrolle für Regisseur Joe Carnahan nach „The A-Team“. Wer also ist hier nun A-, wer B-Team? Wer ist Bestie, wer Futter? Wer ist Alphatier, und wer mutiert doch zum family man, beim Erzählen von Frau und Kind daheim vor dem Lagerfeuer.
Die Besten und die Bestien
Auch die rasch weniger werdenden Petroknechte (durchwegs männlichen Geschlechts) knurren einander an oder jaulen zurück, wenn sie den Kopf eines eben erlegten Killerwolfes triumphal ins Dunkel schleudern. Am Ende – wenn von dem 'Flug des Phönix'-artigen Kleinkolllektiv kaum mehr einer übrig ist – wird gar Gott angeheult. Regression und Ritual, Reviermarkierung und Rivalität, Kreatur pur und ihre Klage an eine Schicksalsgewalt, die es ihr nicht leicht macht: Wo bleibt aber da das Menschliche? Was das Leben nicht nur brünftig leben, sondern auch wehmütig lieben lässt, über das bloß animalische und improvisationsfreudige Survival hinaus, das sitzt hier im Schnitt: in melancholischen Erinnerungsflashes aus verlorenen Zeiten der Geborgenheit – sei es auf dem Schoß des Sinnsprüche hinterlassenden Daddy, sei es im Bett mit der früheren Frau; deren sanft geflüsterte Mahnung, keine Angst zu haben, ist da noch in die Flugzeugabsturzsequenz oder in den Showdown insertiert. Ui, da macht jemand einen auf Malick oder Soderbergh. Ziemlich prätentiös ist das schon. Aber der Film ist trotzdem nicht so schlecht.