Eine große melancholische Vergeblichkeit spricht aus Miranda Julys neuem Film “The Future”, der die Beziehungs- und Lebenskrise eines Paars Mitte Dreißig zur Sinnkrise steigert und diese wiederum in einen unausweichlichen Nihilismus taucht. Die gleich eingangs mit Julys verstellter Stimme aus dem Off in die Dunkelheit sprechende Katze Paw Paw, die an der Pfote verletzt ist und deren Tage gezählt sind, etabliert diese desillusionierte Perspektive. Gefangenschaft, Schmerz und ein resigniertes Warten auf eine unbestimmte Veränderung verdichten ihr freudloses Dasein zur absurden Existenz. Selbst das Jenseits, aus dem sie später mit weiser Stimme spricht, hat sie nicht aus ihrem Käfig befreit, der für Paw Paw („Pfötchen“) fast schon zu einer zweiten Haut geworden ist: „Das Leben ist nur ein Anfang“, sagt die kluge Katze und ergänzt zur Beunruhigung der Adressaten: „Und der Anfang ist vorbei.“
In diesem Anfang stecken die Tanzlehrerin Sophie (Miranda July) und der eine telefonische Computerberatung betreibende Jason (Hamish Linklater), die seit vier Jahren ein Paar bilden, regelrecht fest. Besser gesagt, fläzen sie gelangweilt, ja fast schon lethargisch auf dem gemütlichen Sofa ihrer mit Secondhand-Möbeln ausstaffierten kleinen Wohnung in Los Angeles und überlegen sich mit undeutlich ironischem Unterton, ob sie ihren Zustand durch Bewegung verändern sollten. Doch was wie ein zeitloses Schweben in reiner Gegenwart aussieht und nach müßiggängerischer Freiheit klingt, zeugt in Wahrheit von einer allgemeinen Perspektivlosigkeit und Entscheidungsschwäche. Und dahinter wiederum verbirgt sich die Angst vor dem Erwachsenwerden und der Vergänglichkeit. Sophie und Jason müssten also handeln, tun dies aber nur zögerlich. Immer wieder inszeniert Miranda July, unterstützt von einem kongenialen Soundtrack, die Statik dieser Pausen vor dem nächsten möglichen Schritt, in denen sich das Leben wie in Zeitlupe fast schon ins Apathische dehnt.
Dreißig Tage dauert dieser Moment vom Einschlag der Abrissbirne bis zum Einsturz des Gebäudes, wie dies Jason einmal in einem anderen Zusammenhang mit Blick auf die drohende Klimakatastrophe formuliert; dreißig Tage, in denen Sophie und Jason auf ihr „Pflegekind“ Paw Paw warten, Verantwortung übernehmen wollen und deshalb ihre ungeliebten Jobs kündigen und die Internetverbindung kappen. Um Prioritäten zu setzen, beginnt Jason, sich ehrenamtlich in einer Umweltschutzorganisation zu engagieren. Weil der Rest des Lebens scheinbar immer spürbarer wird und der Horror des immer Gleichen droht, was July in einer Montage wechselnder Lebensalter imaginiert, flüchtet sich ihr Alter Ego Sophie in eine Beziehung zu dem älteren Marshall (David Warshofsky). Selbst ein sprechender Mond kann das nicht verhindern. Julys eigenwilliger Humor überschreitet dabei immer wieder die Grenzen zur skurrilen Phantastik und zur Metaphorik des Tagtraums, entwickelt sich daneben aber auch aus wiederkehrenden Situationen und Figuren. So wird Sophie schließlich von einem geheimnisvoll krabbelnden T-Shirt verfolgt, das sie zum Tanz mit sich selbst auffordert. Denn natürlich ist ihre Vergangenheit längst nicht zu Ende und ihre Zukunft steht erst am Anfang.