Die Frauen der bürgerlichen Gesellschaft, die im London des Jahres 1880 die Praxis des Frauenheilkundlers Dr. Dalrymple (Jonathan Pryce) aufsuchen, klagen über Mordphantasien, sexuellen Hunger, eine unbestimmte Traurigkeit oder auch über den Verlust der Gesangsstimme. Die Eingangsmontage aus Tanya Wexlers Film „In guten Händen“, einer sorgfältig ausgestatteten Komödie „nach wahren Begebenheiten“, fasst diesen Beschwerdekatalog der Patientinnen unter dem Originaltitel „Hysteria“ zusammen. Der erfahrene Mediziner macht für die „Plage unserer Zeit“ einen „überreizten Uterus“ verantwortlich und „kuriert“ die Damen mit einer Intimmassage.
Als „harte Arbeit“ beschreibt Dr. Dalrymple diese Therapie dem jungen, gutaussehenden Arzt Mortimer Granville (Hugh Dancy), den er kurz darauf als Assistenten einstellt und der sich in dem zeitintensiven Job bald sagenhaft bewährt. Dabei macht er nicht nur die immer zahlreicher werdenden Patientinnen glücklich, sondern weckt auch die Gefühle der schönen Emily (Felicity Jones), der ebenso pflichtbewussten wie tugendhaften Tochter des Hauses. Uneingestanden faszinierender ist für Mortimer jedoch deren Schwester Charlotte (Maggie Gyllenhaal), eine kompromisslose Suffragette, die selbstlos, kämpferisch und gegen den Willen ihres konservativen Vaters in einer Unterkunft für Bedürftige arbeitet.
In diesem gesellschaftlichen Kontrast treffen sich die beiden Hauptfiguren des Films, um „an einem Strang zu ziehen“. Denn auch Mortimer ist ein unverstandener Pionier der Moderne, der mit seinen revolutionären medizinischen Ansichten schon einige Entlassungen provoziert hat. Aber von ihrem körperlichen Zusammenstoß auf offener Straße bis zu ihrer glücklichen Vereinigung im Finale dieser relativ harmlosen Komödie, braucht es noch einige dramatische Winkelzüge. Schließlich erzählt Tanya Wexler lust- und humorvoll nicht nur von realen und eingebildeten Frauenleiden, sozialen Gegensätzen und der skurrilen Erfindung des Vibrators, sondern vor allem von gleich zwei Erfolgsgeschichten im Zeichen individueller Selbstverwirklichung.