Noch bevor eine Montage die Dachkammern der sechsten Stockwerke, von außen betrachtet, ins Bild setzt, geben ihre Bewohnerinnen, allesamt temperamentvolle Spanierinnen, in quasi-dokumentarischen Statements über sich Auskunft. Im Paris des Jahres 1962 sind sie die „Bonnes“ der vornehmen Leute, die sich um den Haushalt und die Kinderbetreuung ihrer wohlhabenden Herrschaften kümmern und in den Mansarden der geschmackvoll eingerichteten Bürger-Häusern eine bescheidene Bleibe haben. Philippe Le Guays Filmkomödie „Nur für Personal!“, die von Anfang an diese Kontraste akzentuiert und dafür in Ausstattung und Dekor die Epoche genau rekonstruiert, heißt im Original deshalb auch „Les femmes du 6ème étage“, also „Die Frauen vom sechsten Stock“. Dort, wo die Wände abgeschrappt sind, die Zimmer keine Heizung haben, sich das Waschbecken und die (verstopfte) Toilette im Flur befinden und von den Bewohnerinnen gemeinsam genutzt werden, liegt aber auch ein idealisiert gezeichnetes Refugium, das der Regisseur deshalb in warmes Licht taucht.
Nicht weniger mild ist die Beleuchtung in der gediegenen Wohnung des peniblen Anlageberaters Jean-Louis Joubert (Fabrice Luchini), der für einen gelingenden Tag vor allem ein „perfektes“ Frühstücksei braucht. Eine lange (berufliche) Familientradition, Standesbewusstsein und der Mangel an emotionalem Austausch charakterisieren ihn, seine spröde Frau Suzanne (Sandrine Kiberlain) und die beiden eingebildeten Söhne, die unter der Woche ein Internat besuchen. Als die langjährige Haushälterin Germaine, eine resolute Bretonin, aufgrund von Differenzen ihre Stelle kündigt, wird die eben in Frankreich angekommene Maria (Natalia Verbeke) zu ihrer Nachfolgerin. Die junge, hübsche Spanierin mit den großen Augen und dem freundlich strahlenden Lächeln schleppt allerdings einen schweren Koffer und eine schwierige Vergangenheit mit sich. Fasziniert von Marias Stolz, Furchtlosigkeit und Schönheit, interessiert sich Monsieur Joubert bald für die Sorgen und Nöte der Angestellten: „Diese Frauen leben über unseren Köpfen, und wir wissen nichts von ihnen.“ Dabei entdeckt er nicht nur eine unbekannte, aber sehr nahe liegende Welt und solidarische Gemeinschaft, sondern auch seine eigenen Gefühle.
Die märchenhafte, geradezu utopische Überwindung beziehungsweise Durchdringung der sozialen Gegensätze führt dabei über die Dienstbotentreppe in den 6. Stock. „Zum ersten Mal gehöre ich irgendwo hin. Ich habe eine Familie gefunden“, schwärmt der Hausherr über seine neu gewonnene Freiheit nach dem Einzug in eine der Dachkammern, wo er zu einem verliebten Romantiker und hilfsbereiten Heiligen avanciert. Geerdet in Kontrasten und Typisierungen, bezieht Le Guays Film einen guten Teil seines Witzes gerade aus dem Überschreiten gesellschaftlicher Konventionen, daneben aber auch aus der Ironisierung des bürgerlichen Milieus. Mit der Figur der von Carmen Maura gespielten kommunistischen Aktivistin Concepcion und dem tragischen Schicksal ihrer ermordeten Eltern deutet der französische Regisseur zugleich auf die politischen Hintergründe der Immigranten unter dem Franco-Regime, ohne diese jedoch zu vertiefen. Stattdessen entwickelt er mit Hilfe einiger abrupter Drehbuchwendungen und vielen stimmigen Details einen Film über den märchenhaften Zauber der Liebe und den feierlichen Ausbruch ins Leben.