Für den von WDR / arte koproduzierten österreichischen/deutschen Dokumentarfilm hat Regisseurin Sudabeh Mortezai, geboren in Ludwigsburg, drei Jahre im Iran recherchiert und eine Fülle von unkommentierten Statements zusammengetragen. Mullahs äußern sich zur Frage, wann ein Geschlechtsverkehr erlaubt ist und wann nicht. Das iranische Strafgesetzbuch hat diese Beurteilung in die Hände von Geistlichen gelegt. Wer „unerlaubt“ Sex hat wird, falls verheiratet, bekanntlich gesteinigt (es ist immer die Frau). Falls unverheiratet, wird man (es ist immer die Frau) nur gepeitscht und im Wiederholungsfall schlichtweg getötet, – es sei denn, aufgepasst!, die Lustpaare gehen zu einem Mullah oder Ayatollah und zahlen ihm eine hohe Gebühr. Dann kriegen sie eine Urkunde und werden weder gesteinigt, noch gepeitscht, noch ohne Umschweif getötet. Der Koran hat diese Erlaubnis vorgesehen, die Schiiten haben sie praktiziert, und heute ist die Ehe auf Zeit Usus im Iran, wiewohl gesellschaftlich geächtet. Denn, zugegeben, sich vom Mullah den Sex für ein halbes Stündchen, ein paar Wochen oder ein paar Monate erlauben zu lassen, ist schon so was wie mullahseits erlaubte Prostitution.
Dementsprechend zahlt der Mann nicht nur an den Mullah, sondern vor allem, wie auch hier üblich, an die Frau, und es ist an ihr, ihren Marktwert zu kennen und ihren Lohn zu fordern. Das gibt ein Geschacher wie auf dem Markt/dem Bazar gebräuchlich. Der Film lässt die potentiellen und praktizierenden Sexpartner reden und zeigt den Mullah beim Geld einstreichen, zählen und bündeln. Nettes Geschäft? Eine Frau kommentiert, wie sie behandelt wird: „Vielleicht ist es wegen des Filmens, dass der Mullah so nett war. Sonst behandeln sie einen recht übel.'
Der Film beschränkt sich auf solche Sätze und auf die Bildsprache, um seine Position deutlich zu machen. Im Übrigen beschreibt er, wie die manifeste Frauenfeindlichkeit des Islams, Erlaubnisse hin, Erlaubnisse her, durchschlägt. „Bist du nun auf Seiten der Männer oder der der Frauen?“, unterbricht der Imam einen jungen Mann. Freund oder Feind?? Die Jugend ist es, die ungeduldig wird. „Im Gymnasium reden wir nur über Sex, auch über Homosexualität und Masturbation.“ – „Im Bazar der Gefühle“ informiert, zeigt ein Sittenbild und einen Ausblick. Zum Schluss sind wir online, und es wird gerappt („Iran“).
Dieser Text erschien zuerst in: Konkret 08/11