Erneut sind postapokalyptische Zeiten eingetreten und die Menschen vegetieren in unterschiedlichen Enklaven: manche gründen christofaschistische Sekten, andere ziehen sich in verkümmerte Suburbs zurück, wo, geschützt durch eine bürgerwehrähnliche Phalanx, eine Miniaturökonomie rund um Kneipen, Supermärkte und Prostitution am Laufen gehalten wird – sogar Volksfeste sollen Normalität suggerieren. Ganz andere wiederum, wie die beiden Hauptfiguren „Mister“ (Nick Damici) und sein jugendlicher Zögling Martin (Connor Paolo), durchqueren, rastlos auf der Suche nach einem sicheren Unterschlupf, die gesellschaftlichen Überbleibsel Amerikas. Aneinander gebunden, weil „Mister“ gleich zu Beginn Martin unter höchst martialischem Einsatz das Leben rettete, während für Martins Eltern jede Hilfe zu spät kam, verdichtet sich in den beiden das Gesetz der Bewegung nach der humanitären Katastrophe: Die innere Suche nach dem Sinn des Überlebens korrespondiert mit der Reise durch den äußeren überlebten Raum – irgendwie will und muss man ins Irgendwo gelangen.
Ungefährlich ist das keineswegs: Aus unbekannten Gründen ist der Großteil der Menschheit zu recht animalischen Vampiren degeneriert, deren Verhalten und Aussehen sich allerdings nicht sonderlich von ihren sonst zombiefizierten Mitstreitern des Genres unterscheiden. Statt eines Kopfschusses will zwar nun wesentlich schwieriger ein Pflock mitten ins Herz platziert werden, das anschließend gerupfte Zahnpaar hat sich dafür aber in den meisten Regionen als weitaus beliebteres Substitut zur einstigen Geldwährung durchgesetzt. Abgesehen von diesen geringfügigen Modifikationen bleibt viel Patchwork, eine Motivengführung jüngerer wie älterer Doomsday-Erprobungen bis hin zum Klischee: der Mensch, der sich selbst in seinen der Gegenwart angepassten Re-Formationsversuchen die größte Gefahr ist (von „Malevil“ bis zu „The Road“), ein Clash der Generationen, in dem das gute Überleben verhandelt und gesucht wird (ebenfalls „The Road“), zunächst zielloser Überlebenskult, der womöglich eine spirituelle Mission bedeutet („The Book of Eli“, 'I am Legend') oder ein Coming of Age unter veränderten Lebensbedingungen (feuchtfröhlich in „Zombieland“, nihilistisch in „The Road“). Dazu bilden sich um „Mister“ und Martin Grüppchen, die nach kurzer Zeit aufgrund meist menschlicher Attacken wieder brutal auseinander gerissen werden; hinzu eilt außerdem die Liebe Martins zur schwangeren Countrysängerin Belle (Danielle Harris), die hingegen nicht lange währt. Nicht bloß, weil in dieser Welt das Überleben prinzipiell unter einem schlechten Stern steht, sondern weil sich das Drehbuch nicht scheut, die fahlen Trümmer der Postapokalypse und ihre vom traurigen Klavier- und Geigenspiel unterstrichene Elegie mit den ausnehmend eloquenten, rachsüchtigen und strategisch agierenden Vampir Jebedia (Michael Cerveris) anzureichern, der die Diskurse munter übereinander purzeln lässt und der Gruppe so lange zusetzt, bis das mittlerweile relativ eng geratene narrative Korsett den finalen Endkampf fordert. Eine notwendige Initiation letztlich, denn über sie wird der Weg, zumindest für Martin und eine schon bald neu gefundene Frau, ins New Eden geebnet, jenen verheißungsvollen Ort, der mutmaßlich ein Leben ohne Vampire verspricht. Ein Weg, den Martin allerdings ohne „Mister“ beschreiten wird. Mit dessen finaler Reife zum Mann erlischt auch „Misters“ Aufgabe – er verschwindet unangekündigt, und allein dieses pathetische Selbstopferung des bis zum Schluss geschichtslosen Lehrmeisters, der im Gegensatz zu Martin weder in einer Gesellschaft ankommen noch eine gründen kann, wiegt umso ärger, führt man sich vor Augen, wie noch jüngst das Siechtum in „The Road“ fern jeder Katharsis unweigerlich Vater und Sohn entzweite, wie grundständig rational darin zudem ein geplanter Selbstmord kommuniziert und sodann umgesetzt wurde. Der Erlöser- und Genre-Eklektizismus der „Vampire Nation“ verhält sich dazu wie eine ungewollte, todernste Parodie aller am Durchhaltewillen eher (ver)zweifelnden Beiträge des postapokalyptischen Strangs.