Als eine Horde notgeiler Biker einer jungen Punkerin auflauert, die mit ihrem Wagen urlaubend durch ein französisches Niemandsland der nebligen Nebenstraßen fährt („Süße, ich muss pissen! Hältst du ihn mal? Ich darf keine schweren Sachen heben …“), nimmt sie aus Sicherheitsgründen spontan einen Anhalter mit, der jedoch bei einer Rast in einem dubiosen Gasthof mysteriöserweise direkt wieder verschwindet. Irgendwie muss sie ihn sympathisch gefunden haben – denn nachts kehrt sie zurück, um ihn zu suchen. Doch da wird sie hinterrücks niedergeschlagen. Als sie erwacht, findet sie sich in einem Schweinestall, in einen Metallkäfig eingesperrt, wieder.
Der harte französische Horrorfilm erreichte mit den schockierenden und formal interessanten „À L’Intérieur“ (2007) und „Martyrs“ (2008) einen kurzen, ekstatischen Zenit (wobei der etwas ältere, franko-belgische „Calvaire“ (2004) von Fabrice du Welz mit Sicherheit der Schönste seiner Art ist), während er seitdem in einem Abschwung begriffen und beinah zeitgleich in seinen jüngeren Exponaten qualitativ massivst eingebrochen ist. Sowohl „Frontière(s)“ (2007), als auch „La Horde“ (2009) oder „Mutants“ (2009) konnten die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Das hier vorliegende Debut des Franzosen Franck Richard markiert dabei den aktuellen, traurigen Tiefpunkt.
Und obwohl der Film mit durchweg respektablen Schauspielern punkten kann (Philippe Nahon, Émilie Dequenne, Yolande Moreau), mit einem interessanten Score von Chris Spencer (vom New Yorker Noise-Rock-Aushängeschild „Unsane“) und Ari Benjamin Meyers (von den „Einstürzenden Neubauten“) aufwartet, und ebenso mit einigen atmosphärischen Bildern in der Eröffnungsszene überzeugen kann, so sind doch die großen Schwächen des Films unübersehbar.
Allem voran steht der geradezu lächerlich konstruierte Plot, dessen Verschlingungen hier nicht verraten werden sollen – nur so viel: er schlägt mit zunehmender Spielzeit dermaßen viele Haken ins Reich der Absurditäten und potenzierten Superlative, das soll jeder selbst entdecken dürfen. Auch kann sich der Film nicht zwischen beinhartem Torture-Pornism und Satiredarstellung entscheiden – wobei der Humor durchaus ungut immer wieder unfreiwillig mitten ins Geschehen hinein grätscht. Der bisweilen recht dämlich artikulierte Schenkelklopferhumor jedenfalls hebt den Film zudem unnötig weit aus der Balance. So kann man „La Meute“ kaum mehr ernst nehmen irgendwann, selbst wenn man noch so sehr auf Besserung hofft. Hier sabotiert sich der Film selbst.
Ist man dem Filmemacher positiv gesonnen, so mag man anführen, der Film unterlaufe die Erwartungshaltung des Publikums. Nun, das tut er gewiss. Allerdings in einer Form, die eben eine jene nicht erkennen lässt. Der Eindruck der Beliebigkeit ist also die Folge, denn hier könnte noch so alles Mögliche passieren. Oder auch nicht. Es stellt sich Langeweile ein – trotz der Untoten, die plötzlich aus dem Erdreich gekrochen kommen und eine weitere Geschichte hinter der Geschichte aufblättern. Auf diesem Gebiet allerdings gelingt dem Regisseur Verblüffendes: Man kann sich kaum vorstellen, wie unsagbar langweilig und spannungsfrei „Die Meute“ bei einer Gesamtspielzeit von in toto gerade mal 81 Minuten gehalten wurde. Und dabei ist der Film sogar noch geschnitten. Ein Faktum, das jedem Filmkunstliebhaber sowieso schon das Aus für den Film bedeutet. Andererseits: So ist das Martyrium des Zuschauers wenigstens schneller vorbei. Es hat alles sein Gutes – oft nur weiß man das anfangs noch nicht.