„Ich erfinde nichts, ich singe über das Leben“, sagt ein Musiker der kongolesischen Band Staff Benda Bilili. Übersetzt bedeutet dieser Name „Jenseits des Scheins“; und dahinter steht ein Kollektiv von behinderten und nicht behinderten Musikern, die auf den Straßen der afrikanischen Megacity Kinshasa zu Hause sind, wo sie zwischen Dreck und Armut geduldig ein kümmerliches Dasein fristen. Doch mit überschäumender Musikalität, kreativer Energie und einem unerschütterlichen Lebenswillen trotzen sie dem Wahnsinn der Lebensverhältnisse, die den Schwachen ausstoßen und den Stärkeren begünstigen. „Einen Tag habe ich zu essen, den anderen nicht“, heißt es lapidar und nüchtern in ihren Liedtexten; oder auch: „Auf Karton kann man träumen.“ Die Musik als Spiegel einer rauen Lebenswirklichkeit erweist sich jedoch für sie zugleich als Überlebensmittel.
Als die beiden französischen Filmemacher Renaud Barret und Florent de La Tullaye im Sommer 2005 auf die seltsame Band mit ihren ungewöhnlichen Rollstühlen und selbstgebauten Instrumenten aufmerksam werden, fassen sie bald darauf den Entschluss, ihnen zur Produktion eines Tonträgers und größerer Bekanntheit zu verhelfen. Hinter ihrem Dokumentarfilm „Benda Bilili!“, der ein Porträt „über marginalisierte Ausgestoßene“ zeichnen will, „die sich dem System widersetzen“, steht also eine Art Tauschhandel. Diese Nähe liefert zwar eine große Unmittelbarkeit und teils faszinierend authentische Bilder, der mangelnde Abstand in der Verschränkung der beiden Produktionsgeschichten produziert aber auch eine Vielzahl täuschender Inszenierungen. Man merkt, dass die Anwesenheit der Kamera für die Porträtierten die Hoffnung und Chance auf ein anderes Leben verkörpert.
Außerdem geht es Barret und de La Tullaye weder um eine Darstellung politischer Hintergründe noch um eine vertiefende Analyse der sozialen Verhältnisse. In Streiflichtern und Impressionen schreibt ihr Film vielmehr den Mythos eines heldenhaften Überlebenskampfes fort. Dabei ist der Erfolg, der sich nach der Produktion des Albums „Très très fort“ und einer Europatournee im Jahr 2009 einstellt, den sympathischen, auf den unerwarteten Rummel selbstironisch reagierenden Musikern durchaus zu gönnen. So geht zumindest ein Traum in Erfüllung, den viele andere leider hoffnungslos weiterträumen müssen.